Freude wiegt schwerer als Leid

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Friedrich Weinreb in Meine Revolution

Man mag kein Geheimnis, weil Geheimnis mit Liebe zusammenhängt. Wie Gottes Geheimnis der Welt, das man suchen sollte. Aus Liebe, um nichts.
Das Wort aber hat mehrere verborgene Schichten. Diese füllen das Wort, erfüllen es. Es ist eine Sünde, das Wort nur von außen erkennen zu wollen. Alles wird einem dann äußerlich. Aber das Wort enthält viele, unzählige Geheimnisse; wohl siebzig!
So wie das Wort hier erscheint, erscheint es einmalig. Hier ist es so weit entfernt vom Ursprung, dass eine Rückkehr unmöglich ist. Liebe aber überbrückt das Unmögliche, nur Liebe vermag es. So gibt es einige Eigenschaften, die das Unmögliche ermöglichen: Gnade, Barmherzigkeit, Vergebung, Erlösung. Dazu gehören dann die Auferstehung, der Messias, Gott. Wer aber nur das Erscheinende studiert, hat den Baum der Erkenntnis gewählt, weiß nichts von Gnade. Er kennt nur Belohnung oder Bestrafung, er kennt nur den Tod, das Unrecht, den Untergang.
Also, diese Welt gehört zum Ganzen. Aber was ist dann ihre Bedeutung? Warum kommt Gott als entscheidendes Geschehen in diese Welt? Ist seine Wohnung nicht nur in den Himmeln, sondern auch in dieser Welt? Diese Welt ist eben das große Wagnis, das Unmögliche als Wagnis; es ist der point of no return. Weil nur Liebe zeigt, dass es dennoch, dass es trotzdem dann geht. Und die Freude dieser Liebe und dessen, was aus ihr hervorkommt, dieses Unmögliche, wiegt alles Leid auf, alles erlittene, ertragene Unrecht. Diese Freude wiegt schwerer als alles andere, lässt alles andere vergessen.
Nun, um diese Welt geht es. Man kann einfach nicht sehen, nicht einsehen. Und doch wird erwartet, dass wir dennoch tun. Umsonst, sogar entgegen aller Vernunft. Eben aus Vertrauen, aus Treue, aus Glauben. Wir sind die einzigen mit dieser beschränkten Sicht. Deshalb wartet alles, warten alle Welten, alle Generationen auf uns. Denn nur wir können ohne Lohnerwartungen lieben. Der Mensch könnte es, weil er im Bild und Gleichnis Gottes lebt. Wird er es? Unmöglich, lautet die Antwort. Ja, doch!, sage ich.