Himmel und Erde – Ruhe und Bewegung bei uns selbst

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Dritter Teil der Linzer Tagung vom 13. – 15.04.2018 mit dem Schwerpunkt „Himmel und Erde“, womit die Schöpfung beginnt. All das geschieht im Zeichen der Beth, des zweiten hebräischen Buchstabens. Himmel und Erde – die Ruhe gegenüber der Bewegung. Alles im Fluss der Zeit, weshalb es im NT mehrfach heißt, z.B. in Matth. 24,35:

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Das griechische Wort für „vergehen“ (παρέρχομαι / parerchomai) meint das Vorübergehen bzw. das Verfließen. Unser Zeiterleben besteht aus Kommen und Gehen.

Die Worte aus dem Ewigen stammen aus dem Zeitlosen, können demzufolge nicht vergehen. So wie der Messias nicht in der Zeit versinkt (er geht auf dem Wasser), so sind auch seine Worte nicht zeitlich einzuordnen. Genau deshalb haben die Worte aus dem Ewigen die Wirkung, dass sie das in der Zeit vermeintlich Feste erschüttern und das sich hier als „nicht greifbar“ Darstellende festigen. Fest kann nur sein, was unvergänglich ist. Von der Ruhe des Schabbath, des siebten Tages, an dem es nicht heißt w’jehi erew w’jehi boker jom … (und es war Abend und es war Morgen, Tag 1, 2, 3 usw.). Dieser siebte Tag wird aus diesem Grund als unsere Gegenwart gesehen, die zwischen Vergangenheit und Zukunft ruht. Der Eintritt in die Gegenwart ist eine enge Pforte, die auf einen schmalen Pfad führt, denn gar bald verlassen wir diesen, indem wir gedanklich in die Vergangenheit oder Zukunft abschweifen.
Ferner kommt das Ruhen der Pflanzen zur Sprache, die ihren Halt in der Finsternis haben. In der Systematik des altens Wissens stehen die Pflanzen zwischen dem Osten, der gelb gezeichnet wird, und dem Westen, dem Blauen. In der Mitte befindet sich das Ruhende, die Pflanzenwelt, die den wohlriechenden Duft verströmt. So heißt es, dass nur der Mensch, der diese Ruhe in sich gefunden hat, diesen Duft von sich gibt. Er weiß nicht nur von der Synthese zwischen Vergangenheit und Zukunft, sondern erlebt es als Realität bei sich selbst. Dieses Erleben aber spielt im Verborgenen und wird nicht zur Schau gestellt. Keusch ist die Liebe, heißt es, weil sie alleine vom Geheimnis der Einswerdung zwischen Ewigem und Zeitlichem weiß. Dieses Geheimnis ist die Grundlage der Beziehung.