Pfingsten – Die Zeit durchbrechen

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Pfingsten, eine Entlehnung aus dem griechischen pentekoste, dem Wort für den »50. Tag«. Im Hebräischen entspricht »50« dem Buchstabe nun. Der 50. Tag nach der Auferstehung Jesu, der im Hebräischen Jehoschua heißt, erzählt von der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Verbindung zwischen Jesus und der 50 wird im Alten Testament an mehr als zwei dutzend Stellen mit dem Wortlaut »Jehoschua Ben Nun« aufgezeigt. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, wird Jehoschua Jesus genannt – Jesus, Sohn der 50. Was heißt das? Der 7. Schöpfungstag, der Schabbath, wurde nicht beendet. Alle Tage zuvor lautet es »da ward aus Abend und Morgen der 1., der 2. der 3. Tag usw. – am 7. Tag fehlt diese Aussage, weshalb im Alten Wissen gesagt wird: Der 7. Tag ist andauernd, es ist das Jetzt. Den jetzigen Moment wahrnehmen, ihn erleben, ist für die meisten Menschen nicht möglich, weil sie durch ihre Gedanken entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft »leben«. Doch in diesen Gedankenkonstrukten leben wir nicht. Wer in Gedanken weilt entflieht der Gegenwart. Der jetzige Moment, die 7, nimmt einen breiten Raum in der Bibel ein. Die 7 ist der Bereich des Wahrnehmbaren, des Diesseitigen. Hierin liegt bereits eine große Fülle. Doch es geht darum, noch weiterzugehen, durchzubrechen.
David begehrt die Bathseba, hebräisch die Bath Schewa, wörtlich: die Tochter der Sieben (Sieben, Schwur und Eid sind im Hebräischen identisch). Aus ihr kommt der König Salomo (Schlomoh) hervor. In der alten Mathematik legte man beim Multiplizieren einen Faktor auf die horizontale und den anderen Faktor auf die vertikale Achse. Das Ergebnis zeigte die Anzahl der Begegnungen. Bei der 7, die sich selbst begegnet (7×7), ist das Ergebnis 49. Mehr kommt aus der 7 nicht hervor. Mit der 50 wird etwas Wirklichkeit, das mit der 8 verknüpft ist: Es ist Jehoschua, Jesus, Sohn der 50. Jesus hat im Griechischen den Zahlenwert 888. Mit Jesus wird die Welt der 7 durchbrochen, die 50 wird erreicht. Was bedeutet das für uns?  Dazu Weinreb in “Zahl, Zeichen und Wort”:

Der nächste Buchstabe, Nun, wird als n ausgesprochen und ist zugleich die 50. Nun ist der — vielleicht schlangenartige — Fisch. Darunter haben wir die Individualität des Menschen in der Zeit zu verstehen. Mit Kaf, der schaffenden Hand, hob es in der Zehnerreihe neu an, mit Lamed, dem Ochsenstachel, setzt diese Hand den Stier in Bewegung: Die Zeit, Mem, entsteht, und mit der Zeit das Leben in der Welt als dem Sinn der Zeit, Nun. In der biblischen Geschichte hören wir, dass nach den 40 Jahren des Volkes in der Wüste ein anderer Führer eingesetzt wird, Joschua, der Sohn des Nun, also der Sohn der Fünfzig oder des Fisches (Num. 27,18 – 23). Der Fisch, allgemein gesprochen, das Leben im Wasser, repräsentiert das Leben überhaupt. Nach der Überlieferung ist das Weltall auf den Rücken des Fisches gegründet. Das will sagen, dass Nun das Fundament der Existenz dieser Welt ist. Denken wir auch an die Rolle des Fisches im Neuen Testament, und dass Menschen, die mit Fischen zu tun hatten, zur Grundlage gemacht wurden. Joschua, Sohn des Nun, ist übrigens derselbe Name wie Jesus, Jeschua. Und Joschua heißt eigentlich »der Herr hilft«. 50 ist also eine Zahl, die nach der Zeit kommt. Alles, was noch Zeit in sich hat, fällt noch unter den Begriff der 40 (der bis 49 reicht). Dann beginnt eine andere Welt. Nicht umsonst ist Pfingsten am 50. Tag nach Ostern. 49 Tage war noch das Alte, nun beginnt etwas ganz Neues, die Offenbarung des Geistes. In der 49 steckt die Zahl 7, die, wie wir oben sahen, unsere zeitliche Welt darstellt. Nach dem alten Rechnen begegnet die 7 in der 49 sich selbst, weil 7 x 7= 49 ist. Die 50 gehört zum 8. Tag. Für uns, die wir in dieser Welt leben, die dem 7. Tag zugehört, ist der 8. Tag immer nur eine Zukunft, eine andere Möglichkeit, eine kommende Welt. Sie könnte schon jetzt sein, wenn Zeit und Raum nicht mehr den beherrschenden Einfluss auf uns ausübten.

Und im Buch “Warum wir uns verhalten wie wir uns verhalten”:

Der achte Tag weist eine besondere Gesetzmäßigkeit auf; er bewegt sich gegen den Strom, er besitzt die Kraft der Melodie, und damit holt er die Zeit ein. Er ist akausal, alles Unmögliche ist gerade da möglich. Darin besteht gleichsam seine Gesetzmäßigkeit!