Vater und Sohn – Sein und Werden

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Vortrag auf der Reichenau Tagung 2016, die unter dem Thema “Gott in uns und wir in Gott” stand. Der Sohn als Mittler. Der Vater im Verborgenen und der Sohn im Erscheinenden. Das Wort baut die Wirklichkeit. Jesus der Zimmermann.
Im äußeren Verständnis des Wortes beginnen gewaltige Kräfte zu wirken.
Dies wird im Vers

Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, (2. Thess. 2,11)

ausgedrückt. Der griechische Text verweist im Original auf die “energeian planäs”, die Kraft, die auf der Oberfläche, dort wo man trennt und spaltet, zustande kommt. Die Worte planen, planieren, einen Plan machen, stammen von dort. Die mittlerweile über 38.000 Sekten (laut US-Sektenforschung), die sich auf die Bibel berufen, nehmen diesen Vers gerne, um vor den anderen (die natürlich alle falsch liegen …) zu warnen. Doch es geht um etwas ganz anderes. Der Lüge zu glauben heißt dem Worte nach: Meine Weltsicht ist eine Liegende; denn das Wort Lüge stammt von liegen, also dem sich Befinden in der Horizontalen, das immer Sinnbild für unsere äußere Wahrnehmung von Ursache und Wirkung ist. Im Griechischen ist Lüge pseudos, das auch Täuschung bedeutet. Dargestellt wird das auch durch den Querbalken am Kreuz. Bei der Kreuzigung wird das Kreuz aufgerichtet. Das will sagen, dass der Querbalken keine Verbindung mehr zum Irdischen hat, wie es sich noch bei der Hieroglyphe des letzten Zeichens des hebräischen Alphabets, der Taw, zeigt. Ursache und Wirkung hängen jetzt in der Luft, können nicht mehr mit der harten Realität hier im Zusammenhang gesehen werden. Wir erkennen, dass sie von woanders her gesteuert werden. Damit verbunden sind Einsichten, die den Menschen zum Erleben des Geheimnisses von Tod und Auferstehung durchbrechen lassen. Im Festhalten an der scheinbaren uns permanent täuschenden diesseitigen Realität bleibt der Mensch gefangen – das Ewige wird ihm zum Ärgernis. Die Konfrontation durch bspw. Schicksalsereignisse mit einer anderen Wirklichkeit kann eine heilsame Ent-Täuschung bewirken. Das Erscheinende kann dann seinem Wesen nach erkannt und durchschaut werden. Der Mensch tritt so wieder in Beziehung zu seinem Ursprung und erfährt das Größte, das ihm hier zuteil werden kann: die Rückverbindung, re-ligare (Re-ligion) mit dem Leben selbst. Daraus erwächst eine innere Freude, wie sie das Leben selbst nur schenken kann. Eine Begegnung mit dem Messias geht immer mit innerer Freude einher. Das zeigt sich schon in der hebräischen Sprache, worauf alte Kommentare seit Jahrtausenden hinweisen: Messias (gr. Christus) lautet maschiach, 40-300-10-8 und Freude ist simchah, 300-40-8-5. Beiden zueigen sind die “Bausteine” (Zeichen) schin, mem und cheth (300, 40 und die 8).