Abraham wird alt – als Erster

Von Abraham und seinem Sohn Jizchak (Isaak) ist bekannt, dass sie sich glichen wie ein Tropfen dem anderen. Kamen sie zusammen in eine Stadt, konnte man nicht unterscheiden, wer der Vater und wer der Sohn war. Abraham grämte sich darob, denn er suchte die Ehre, woraufhin Gott ihn alt werden ließ, wie es heißt: „Und Abraham war alt und hoch betagt.“ (1. Mose 24:1)
Dieses Zitat hat im hebr. Original den Zahlenwert 516, der einiges zu erzählen hat. 516 ist sowohl vom Wort „Satan“, als auch vom Wort „Nachasch“ (Schlange) der verborgene Wert. Der verborgene Wert eines Wortes beschreibt die Qualität zwischen dem Inneren, dem Kern (voller Wert), und dem wie es äußerlich erscheint (äußerer Wert). Dieser Wert ist ganz prinzipiell gesprochen ein Weg. Das Altern ist ebenso Ausdruck eines Weges, der viele Begegnungen und Konfrontationen mit sich brachte. Die Hindernisse auf dem Weg haben mit dem Hindern und dem Hinderer, dem Satan und seinem Medium, der Schlange, zu tun durch welche er spricht.
Nirgends in der Bibel spricht der Satan direkt zu einem Menschen, immer spricht er „durch“ etwas oder jemand. Zu Beginn ist es die Schlange, dann mal ein Hadad, wie man in 1. Könige 11,14 lesen kann:

Und Adonai erweckte Salomo einen Widersacher (hebr. Satan), Hadad, den Edomiter; er war vom königlichen Geschlecht in Edom.

Auch R’son wird in 1. Könige 11:23 Satan genannt, und auch dieser wird „erweckt“, dem Worte nach bedeutet es, dass „er ihn aufstehen lässt“ (kum, 100+6+40).

Im NT wird Petrus Satan genannt, weil er die äußeren Bedürfnisse des Menschen höher achtet als die inneren, wodurch jeder zu Fall kommt.

Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, Gottes, sondern auf das, der Menschen .

Matth. 16:23

Das hier verwendete griech. Wort für Ärgernis lautet „Skandalon“, daher der Skandal. Ein Skandalon ist im Griechischen das Stellholz in einer Falle, wodurch ein Tier zu Fall kommen und gefangen werden soll. Seltsam, dass jemand, der durchgebrochen ist (Petrus), nicht versteht, worum es eigentlich geht. Ja mehr noch, er wird sogar zum Angreifer Jesu, wie man es einen Vers zuvor nachlesen kann:

Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: behüte dich, Herr! Dies wird dir nicht widerfahren!

Matth. 16:22

Das griech, epitimáo, das hier mit „tadeln“ übersetzt wird, ist auch das VOR-WERFEN, man wirft etwas in den Weg des anderen, man macht einen Vorwurf. Dass Jesus ihn dann mit Satan anspricht, entspricht dem Verhalten des Petrus, der in seinem Gut-Meinen nicht zum Förderer, sondern zum Hinderer des Ewigen wird. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, weil er mit Konsequenzen verbunden ist, denn es fällt auf den eigenen Kopf zurück. Petrus wird zum Leugner.
Auch bei Abraham finden wir dasselbe. Dessen Alterung hing damit zusammen, dass er auch gutmeinend war und in dieser Hinsicht, ebenso wie Petrus, zu jemand wurde, der Gott Vorwürfe machte. Abraham sprach nämlich vor Gott:

Herr der Welt, hättest du es dem Geschlechte der Sintflut nicht zu gut gehen lassen, wären sie gar nicht dazu gekommen, dich zu erzürnen und sich zu empören und zu sprechen: „Weiche von uns! Und nach der Erkenntnis deiner Wege verlangen wir nicht!“ (Hiob 21, 14).
Darauf Gott: Bei dir fange ich an, darum kamen Leiden über ihn hinsichtlich seines Sohnes [Jizchok], von dem es heißt: „der Knabe war herangewachsen und wurde entwöhnt“ (1. Mose 21:8).

Midrasch Tanchuma

Abraham sagte mit anderen Worten: „Die Sintflut wäre vermeidbar gewesen, wenn du den Menschen den Wohlstand versagt hättest. Hättest du die Menschen in Armut gehalten, hätten sie ihr Leben in Abhängigkeit von dir bewältigen müssen.
In diesen Worten schwingt nicht nur eine Menge Missgunst, sondern auch ein „nicht damit umgehen können, dass es anderen gut geht“. Vergessen wir nicht, dass Abraham neben „Vater des Glaubens“ auch „Vater der Menge der Völker“ genannt wird. Aus unserem Glauben baut sich unsere „Vielheit im Außen“ (die Menge der Völker) und dieser Glaube hat zugleich etwas Überhebliches, weil er gewisse Erfolge verbuchen kann. Er „funktioniert“. Abraham hat zum biblischen „Zeitpunkt“ dieser Aussagen bereits den Turmbau zu Babel überlebt, ist Nimrod entkommen, hat den biologisch unmöglichen Sohn mit Sarah erhalten, kann also schon einiges vorweisen und ist ganz sicher kein „Newbie“ mehr, wie man das heute nennt. Doch jetzt wendet sich sein eigenes Urteil gegen ihn. Gott zu Abraham:
Wenn du also meinst, dass der Wohlstand des 10. Geschlechtes der Grund für dessen Untergang ist, dann werde ich dir gemäß deinem Urteil so begegnen, dass du diese Art des Lebens nicht erhältst, schließlich scheint das ja problematisch für dich zu sein. Dein Sohn wird sich nicht entwickeln wie andere Kinder, und das wird dir derart zu schaffen machen, dass du vielleicht noch einmal über deine Urteile nachdenken wirst.

Die erste Wiege wurde im Hause Abrahams benutzt, d. h. Jizchok war schwächlich, musste geschaukelt werden und kam erst mit 13 Jahren zu Kräften, da veranstaltete Abraham ein solches Gastmahl, weil er diese Sorge los war.

Midrasch Bereschith R. 53

Wenn man sich nicht selbst einbezieht, ist es relativ leicht, von außen Urteile zu sprechen, weil man denkt, anhand von ein paar Informationen die wirklichen Zusammenhänge zu kennen, doch hierin irrte Abraham, der Vater des Glaubens lag falsch, man kann auch sich selbst zum Schaden glauben. Wohlstand an sich ist überhaupt kein Problem, solange der Mensch nicht dem Wahn verfällt, er hätte diesen verdient bzw. sei dieser einzig und allein seiner harten Arbeit zu verdanken. Ob Geschäfte in der Außenwelt florieren oder den Bach heruntergehen, hängt von vielen Faktoren ab, doch nicht einmal der beste Geschäftsmann hat alle im Griff.
Abraham wird alt, wird sakén, 7+100+50, wie es im Hebräischen heißt, wird „weise durch Lebenserfahrung“. Der innere (volle) Wert von sakén, der im Außen nicht wahrgenommen werden kann, ist die 359, die Zahl des Satans (300+9+50). Zakán, gleich geschrieben, ist der Bart, wodurch sich der Mann vom nachasch (Schlange) unterscheidet. „Sprich aus deiner eigenen Erfahrung, deinem eigenen Erleben, aber nie als Gelehrter, der keine Auseinandersetzungen durchlebt hat!“, ist die Bedeutung des Bartes, der nur denen wächst, deren Stimme „gefallen“ ist (Stimmbruch).
Durch das Wort zakén gibt es nun einen Unterschied zwischen Vater und Sohn. Zunächst sind Abraham und Jizchak eins, doch um der Ehre willen wird eine Unterscheidung gegeben. Im 8. Kapitel des Johannes-Evangeliums wiederholt sich das gewissermaßen: Der Sohn ehrt den Vater und der Vater den Sohn.
Das Alter bringt aber noch etwas anderes mit sich, eine Art Gegenseite. Die 516, die etwas über den Weg des Verborgenen hinaus ins Sichtbare mitteilt, ist auch der verborgene Wert des Wortes sanách (7+50+8), das man mit „aufgeben“, „im Stich lassen“ oder „als unwichtig erachten“ übersetzen kann. Die Gegenseite der Ehre zeigt sich darin, zurückgewiesen und abgelehnt zu werden. All das hat mit dem Alter zu tun, was sich darüber hinaus auch bei einem speziellen Reptil zeigt, das für sein hohes Alter bekannt ist, nämlich der Schildkröte, die auf Hebräisch zav, 90+2, heißt. Der volle Wert ist 516. Schildkröten haben einen Panzer, der sie vor Feinden schützt, in den sie sich zurückziehen können. Ihr Sehvermögen überschreitet das des Menschen in beide Richtungen; sie können über das Rote hinaus sowohl infrarot wie die Schlange, als auch ultraviolett wie die Biene sehen. Aus menschlicher Sicht haben Schildkröten somit eine Einsicht in eine für den Menschen nicht sichtbare Welt. Meeresschildkröten kommen immer wieder an den Ort ihres Schlüpfens zurück – nur dort soll der Weg für die neue Generation beginnen: Alle beginnen am Anfang, im gleichen Ursprung! Konkret ist das am Ufer, am Übergang der Welten von Zeit und Ewigkeit. Hier beginnt es und hierhin kommt die Schildkröte wieder zurück, um die Frucht ihres eigenen Lebens ins Verborgene der Ewigkeit zu bringen. Nur wenige werden es in die Unendlichkeit der Zeit (Meer) schaffen, aber diese werden es weitertragen, das Geheimnis des Alterns als Ausdruck der Verbundenheit von Zeit und Ewigkeit.

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Autor: Dieter Miunske