In einem Haus wohnte jemand in der oberen und ein anderer in der unteren Etage. In der oberen Etage brach der Estrich, sodass das Wasser, wenn der Bewohner der oberen Wohnung sich wusch, herunterlief und die untere Etage beschädigte.
Nun wird die Frage gestellt: Wer muss die Decke reparieren?
Die Gemara kommentiert: Der Untere muss die Reparaturarbeit leisten.
Weshalb? Weil es heißt:
„Und Joseph wurde nach Ägypten hinabgeführt.“ (Gen. 39,1).
(Nach Bava Metzia 117a:6)
Joseph wird gegen seinen Willen nach Ägypten verkauft. In Gen. 39:1 kann man statt HURAD (הורד), wodurch ein passives Hinabgeführt-Werden ausgedrückt wird, nach Rabbi Elazar auch HORID lesen, und dann bedeutet der Satz: Er, Joseph, hat andere zu Fall gebracht.
Gemeint sind die ägyptischen Gelehrten, Priester und Astrologen, die allesamt scheiterten, als Pharao Antworten auf seine Träume suchte. Joseph stieß sie alle auf einmal von ihrem Thron, weil er als Einziger die Deutung kannte.
Die Erniedrigung des IVRI lässt Gott nur wegen einer Sache geschehen: um den Hochmütigen zu stürzen. Der Weg nach unten ist um der Reparatur eines Bruches willen. Diese Welt hier ist „unten“.
Wir alle wurden hierher hinabgeführt und jeder von uns kann den Unterschied dahin gehend machen, ob er als Weiser Ägyptens, mit Titel, Amt und Würden leben will, der zwar gelehrt tut, aber letztlich keine befriedigenden Antworten hat, oder ob er sich erinnert, dass er eigentlich als „hebräischer Jüngling“ (Gen. 41:12) hierhergekommen ist.
Letzterer wird auch in einer hohen Stellung nie vergessen, dass sämtliche gesellschaftlichen Unterschiede menschengemacht sind und in sich keinen Bestand haben.