Wenn wir an Abraham denken, entsteht schnell das Bild eines alten Mannes, von dem wir nicht so recht wissen, was dieser mit unserem Leben zu tun haben könnte. Setzen wir die Bibel hier und heute mit uns in Beziehung (wem gelingt das?), erkennen wir durch die Erzählung des Lebens Abrahams den Ursprung der Fähigkeit Vertrauen zu können. Vater des Glaubens wird er genannt. Vater ist zugleich Ursprung und Ursache. Der Vater des Glaubens hat selbst einen Vater namens Terach, der mit Glauben nichts am Hut hat. Er ist ein Götzendiener und Getreuer Nimrods. Abrahams Verwandtschaft hindert ihn wo es nur geht daran, sich selbst zu entfalten. So verlässt er seine Mischpoche. Die Bibel erwähnt hier zum ersten Mal einen Generationskonflikt.
Mit “das haben wir schon immer so gemacht” und “denke bloß nicht, dass du etwas Besonderes bist” kommt Abraham, der zu Beginn Abram heißt, nicht weiter. Das bekannte “geh’ aus” (lech lecha) das Gott zu ihm sagt, bedeutet im Hebräischen in erster Linie: Geh’ zu dir! Lerne dich selbst kennen. Dass der Glaube letztlich unsere eigene Welt zustande bringt, scheint auf den ersten Blick unglaublich, doch genau das bedeutet der Satz le’aw hamon gojim (Vater der Menge Völker). Alles was sich uns in einem Zusammenhang darstellt, stammt von Abraham, von unserem Glauben daran, wie die Welt ist.