Man darf das Ende nicht berechnen. Der Grund dafür ist, dass man dann die Tatsache aus den Augen verlieren kann, dass wir in der Welt der „Zwei“ leben. Das, was wir berechnen, ist immer nur eine Seite vom Ganzen; von der anderen wissen wir nichts. Und das Ende kann immer kommen, das liegt jenseits unserer Berechnungen, hat weder mit Zeit noch mit Warten zu tun, sondern ist das Gegenteil davon.
Was wir berechnen, gilt für die eine Hälfte und es kann sein, dass nur diese eine Hälfte gültig ist, aber es ist auch möglich – und das wissen wir nicht –, dass die andere Hälfte hinzukommt und während wir berechnen würden, dass es zum Beispiel noch 15 Jahre dauern würde, bringt die andere Hälfte plötzlich das Ende.
Unsere Berechnungen sind keineswegs falsch, aber wir müssen bedenken, dass wir nur eine Seite der Sache kennen, die Hälfte der Zeit, und dass die andere Hälfte plötzlich völlig unvorhersehbar wirken kann.
Genau das aber ist das Wunderbare, denn so ist es möglich, dass in jedem Augenblick die endgültige Erlösung kommen kann. Vergessen wir nicht, dass sich der Mensch auch in jedem Augenblick der Zeit entheben kann und für ihn bestimmte Grenzen unerwartet aufgehoben sind.
Der moderne Mensch möchte alles berechnen und kontrollieren, und er bemerkt leider nicht, dass er auf diese Weise immer weitere Krankheiten und Kriege provoziert, denn jedes eigenmächtige Nehmen vom Baum des Wissens hat den Tod als Konsequenz. Nur der Glaube bezieht die andere Seite mit ein, aber doch so, dass man darein vertraut, dass es nur so kommt wie es zum Besten dient.
Nach F. Weinreb, NL, handschriftliche Aufzeichnungen