Der erste Name von Abrahams Frau endete mit einer Jod (י). Sarai (שרי) wurde sie genannt und während sie diesen Namen trug, war sie unfruchtbar. Weil sie ausdrücklich als Frau bezeichnet wird, übersetzt man Sarai dann mit Prinzessin oder Herrin, obwohl es sich eigentlich um ein maskulines Wort handelt. Um es einmal im Deutschen zu verdeutlichen, wäre es in etwa so, wie wenn ein Mann sagen würde: Das ist meine Frau, sie heißt Hermann. Ah, Hermann. Wie viele Kinder hat denn die Hermann? Äh, keine. Was sich jetzt vielleicht ein wenig nach Comedy anhört, ist im Hebräischen jedoch genau so. Sarais Unfruchtbarkeit wird in den alten Kommentaren mit ihrem Namen in Verbindung gebracht. Sarai bedeutet „mein Fürst / Kommandant / Anführer“ oder „Fürsten“. Erst mit der Änderung zu Sarah (שרה) wird sie auch dem Namen nach weiblich und allen Diagnosen zum Trotz Mutter eines Kindes, das mit dem Zeichen anfängt, welches sie im Namen verloren hat, dem Jod. Isaak heißt im Original Jizchak (יצחק), was übersetzt „er lacht“ bedeutet. Dessen Sohn Jakob beginnt wieder mit einer Jod (יעקב), und auch nach dessen Umbenennung in Israel bleibt die Jod erhalten, denn Israel heißt eigentlich Jisrael (ישראל).
Es wird auch erzählt, dass der erste Name Sarai auf eine Beziehung hinweist, in welcher Abraham seine Frau zu stark auf sich bezieht, sie also zu stark an sich bindet. Die Jod am Ende eines Wortes steht auch für das besitzanzeigende Fürwort „mir“ oder „mein“. Das ist meine Frau, die gehört mir! Dieses Klammern erzeugt eine Menge Frust und Leid, man denke nur an die Geschichte mit Hagar und Ismael (der im Original auch mit einer Jod beginnt, also Jischmael heißt).
Wenn Gott zu Abraham sagt: „Du sollst deine Frau Sarai nicht mehr Sarai nennen, sondern Sarah soll ihr Name sein“ (Gen. 17:15) sagt er gleichzeitig: Höre auf zu klammern und alles auf dich zu beziehen. Sarahs Berufung geht weit über das hinaus, als einfach nur deine Frau zu sein.
Bekannt ist, dass die Jod den Zahlenwert 10 hat. Sarai verliert diese Jod und bekommt dafür eine He (ה) an das Ende ihres Namens. Die He zählt 5, somit hat sie 5 weniger und diese 5 bekam Abraham zugefügt, als er von Abram zu Abraham umbenannt wurde. Man könnte auch sagen: Was der Frau genommen wird, wird bei ihrem Mann ergänzt. In der Summe bleiben sie jedoch dieselbe Einheit wie zuvor. Der Mann hat demnach durch das Loslassen nichts verloren, sondern das Gegenteil ist der Fall.
Aber all das erklärt nicht den Verbleib der ursprünglichen Jod. Da in der Bibel nicht einfach Zeichen verschwinden können und schon gar keine Jod (Nicht eine Jod wird vergehen … Matth. 5:18), wird die Frage gestellt: Wo ist sie nun, die Jod, denn sie ruft und beklagt sich ob ihrer Amtsenthebung. Da erschallt die Antwort: Und Mose nannte Hoschea (הושע), den Sohn Nuns, Jehoschua (יהושע)._ (Num. 13:16)
Die Bedeutung Jehoschuas ist hinreichend bekannt, dass er aber im NT genau diesen Ausspruch mit der Jod erwähnt, ist auch ein Hinweis auf die Beziehung zwischen Abraham und Sarah. Die Jod wechselt zudem aus einem Namen, der zu einer Frau gehörte, zu einem Namen eines Mannes, und sie war der letzte Buchstabe eines Namens und wurde zum ersten. Mt 20,16: So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein.
Diese Ausführungen hängen jedoch in der Luft, wenn wir sie nicht auf uns selbst beziehen können. Sarai wird auch als der Körper (גוף) von Abraham gesehen. Solange der Mensch denkt, der Körper gehöre ihm und er könne damit machen, was er will, bleibt er für das Ewige unfruchtbar. Manche unterwerfen sich regelrecht ihrem Körper und geben ihm die Vorrangstellung in ihrem Leben. Die Namensänderung will sagen, dass wir unseren Körper nicht für uns, sondern „für die Menge der Völker“ haben. Unser Handeln hat weitreichende Auswirkungen, die viel weitergehen, als wir selbst überschauen können.
In dieser Gesinnung wird aus einem Hosea (Hoschea) ein Josua (Jehoschua), der die Jod hinzubekommt, weil er seine Berufung nicht vergessen soll. Im Erfüllen seiner Berufung erhält er die 10 Anteile im verheißenen Land, die für die 10 (Jod) Kundschafter bestimmt waren, die nur das Negative gesehen und den anderen durch ihren Bericht den Mut haben sinken lassen. Wer anderen den Mut nimmt, indem er auf die „Fakten“ verweist, die ihm seine irdische Sicht suggerieren, verliert seine Anteile, ihm wird somit genommen, was ihn als Mensch ausmacht.
Am Namen Sarais hängend dachte die Jod, sie wäre unverzichtbar in dieser Position, doch es kam nichts zustande in dieser Konstellation. Als sie ihrer Position enthoben wurde, hatte die Jod einen längeren Freilauf, der sie in große Trauer stürzte, aber der Ewige gedachte längst ihrer und wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt, um sie ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen, wodurch sie zum ersten Zeichen des Namens aller Namen wurde.
Manchmal muss man eine Position verlassen, von der man dachte, dass es die persönliche Berufung sei, um an eine Stelle gesetzt zu werden, die anderen zum Weg des Lebens wird.