Der Einfluss Europas auf Asien und Afrika

Die Gedanken der Thora machen es unmöglich zwischen verschiedenen individuellen Menschen, zwischen Völkern und Rassen einen prinzipiellen Unterschied zu machen. Denn deutlich erzählt Gott, dass alle Menschen von einem einzigen Menschen abstammen. Niemand kann sich auf ein höheres Niveau berufen oder sich dessen rühmen besser zu sein als ein anderer, denn bei der Wurzel treffen sich alle.
Die Heiden unterscheiden sich in diesem Punkt sehr deutlich. Sie kennen verschiedene Kasten, Rassen, Nationen und Religionen, weil sie die Rückkehr zur „Eins“ nicht kennen. Sie kennen weder bei Gott noch beim Menschen die Eins und das schließlich alles in der Eins wurzelt und dass der Mensch der sichtbare Ausdruck dieser Einheit ist.
Die Pflanzen und Tiere wurden von Beginn an in Vielheit geschaffen, doch der Mensch wurde als „Wesen der Eins“ geschaffen. Deshalb repräsentiert ausschließlich der Mensch die Eins in dieser [sichtbaren] Welt.

Pflanzen und Tiere wurden direkt in getrennte Geschlechter geschaffen, wohingegen der Mensch auch in dieser Hinsicht zunächst als Einheit von männlich und weiblich erscheint.
Die Bibel betont in allem die Einheit des Menschen und deshalb kann man nur zur Denkweise der Unterscheidung von Menschen, der Rassentrennung, der verschiedenen Religionen etc. kommen, wenn man von der Eins getrennt ist und sie nicht kennt. Die ganze Geschichte der Bibel wurzelt in der Geschichte des einen Menschen. Daraus resultiert alles, und niemand kann daraus gestoßen werden oder sich davon zurückziehen. Weil aber die Heiden diese Mitteilung von Gott nicht haben oder nicht erkennen, nicht ernst nehmen, haben sie sich das Gefühl der Rassenunterschiede, der ethnischen Unterschiede, der religiösen Unterschiede angeeignet, in dem es nicht um ein Nebeneinander in dieser Differenzierung geht, sondern darum, dass sich der eine über den anderen erhebt, als sei er einer anderen Quelle entsprungen.

Wir sehen, wie Asien und Afrika in letzter Zeit [vor 1950] in Gärung geraten sind. Dies sind die Kontinente, die größtenteils mit dem bevölkert sind, was man als typische Heiden bezeichnen könnte. Und diese Gärung ist entstanden, weil dort das Christentum und der Sozialismus eingedrungen sind, die beide – von allen bei ihnen bestehenden Abweichungen einmal abgesehen – doch auf dem großen Prinzip der Einheit des Menschen beruhen. Obwohl natürlich sowohl das Christentum als auch der Sozialismus alle möglichen Verirrungen in Bezug auf diese Einheit enthalten, so haben sie doch dieses große Prinzip der Gleichheit der Menschen gemeinsam. Heute würden wir es vielleicht noch europäische Kultur nennen. Dieses Prinzip der Gleichheit kannten Asien und Afrika als typisch heidnische Kontinente nicht. Natürlich gibt es diese Ungleichheit auch in Europa, auch im Christentum und im Sozialismus, aber verglichen mit dem Kasten- und Rassenunterschied, der bei den Heiden normal ist, fallen die Unterschiede in den europäischen Kulturräumen praktisch weg.
Natürlich gibt es neben diesen eindeutig heilsamen Einflüssen Europas auf die anderen Kontinente auch die große Gefahr, die Europa dorthin bringt, durch die kollektivistische Denkweise die Gleichheit der Menschen nicht mehr zu sehen.
Es gibt nicht mehr die Heiligkeit des einzelnen Menschen, sondern nur noch die Heiligkeit der Gemeinschaft, in der der einzelne Mensch nur noch ein Bestandteil ist, der sich seinem Platz und Rang entsprechend verhalten soll.
Eine Vermischung dieses Kollektivismus mit dem heidnischen Prinzip der Vielheit ist natürlich äußerst gefährlich, und aus diesem Grund sollten wir nicht zu enthusiastisch über den Einfluss Europas auf Asien und Afrika sein, denn wenn tatsächlich diese schlechten Seiten der europäischen Kultur, diese moderne Spezialisierung, dieser moderne Kollektivismus, dort eindringen, dann sind die heidnischen Völker in der Lage, etwas daraus zu machen, was selbst den degeneriertesten Europäer zu Tode erschrecken würde. Man denke nur an den Aufstieg und anschließenden Angriff Japans, einer Macht, die eigentlich nichts anderes tat, als Europa und Amerika zu kopieren, dann aber wieder auf die asiatische Art, was zu unfassbaren Möglichkeiten führte. Wenn China, Indien etc. auch die Kultur Europas so übernehmen werden, sind die Gefahren in der Tat nicht mehr zu überschauen.
Trotz alledem muss man aber deutlich sehen, dass dieser Kontakt mit Europa Asien aufgewühlt hat, dass da etwas mit dem Heidentum vor sich geht, und dass es vielleicht über den Sozialismus und Kollektivismus die Wurzeln des alten Heidentums dort antastet. Allerdings weiß man logischerweise noch nicht, welche weiteren Konsequenzen sich daraus ergeben werden.

Freie Übersetzung eines NL-Artikels Friedrich Weinrebs aus „Ritme en Rijm“ (1948-50)

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Autor: Dieter Miunske