Das erste Wort der Bibel ist aus der Präposition „in“ (hebr. b, 2) und dem Wort reschith (200+1+300+10+400) zusammengesetzt (b’reschith). Reschith ist ein Anfang doch nicht im zeitlichen Sinne, dann müsste b’tchilah dort stehen (s. 1. Mose 13:3), doch es steht das weibliche Wort reschith, worüber Friedrich Weinreb schreibt:
In diesem Ur-Raum – für unser Verständnis eine Welt des «Nichts», eben des Gegensatzes unseres irdischen Sein-Empfindens – kommt nun der Anfang, kommt die erste Bewegung zum Werden unserer Welt. Von Gott geht der Wille zur Liebe als ein Samen in diesen Ur-Raum hinaus. Diesen Samen nennt man den «ersten Punkt». Dieser Punkt heißt «reschith», das ist das Wort, das man mit «Anfang» übersetzt, dort, wo die Bibel mit dem Worte: «Im Anfang… » beginnt.
Der gesamte Mensch in der jüdischen Mystik
Dieser Punkt «reschith» ist noch ein nulldimensionaler Punkt, er gehört noch dem Jenseits an. Und doch ist er der Anfang des Werdens unserer Welt. Es spielt sich alles noch im Verborgenen ab. Man nennt diesen Punkt auch die himmlische Weisheit, er ist also, für unsere Sicht, die göttliche Weisheit. Um diesen nulldimensionalen Punkt bildet Gott nun eine Umhüllung, wie ein Zelt als Schutz um einen zarten Schatz herum gebaut wird. So beschützt auch die Erde die Saat, und so beschützt der mütterliche Leib den Samen. Immer tritt nun dieses Urbild auf: In jeder Anwesenheit ist das Verborgene, und die Anwesenheit dient eben dazu, das Verborgene zu schützen, zu bewahren. Deshalb nennt die Mystik das Verborgene das Männliche, den Vater, und das Umhüllende das Sichtbare, die Mutter.
Die 5 Zeichen von reschith bauen auch das Wort sche’erith, den Überrest, der im Original auch weiblich ist. Diese Welt hier trägt den Charakter der 2, wie es sich schon im ersten Zeichen der Bibel ausdrückt, doch wo ist die Welt im Charakter der 1? Das Weibliche überträgt einen Rest, etwas das „woanders“ übrig geblieben ist, hierher in diese Welt.
Das hebräische Wort für Frau ist ischáh, 1+300+5, sie trägt in ihrer Bezeichnung das Feuer, esch, 1+300, obwohl sie auch mit der Seite des Wassers zusammenhängt (Periode, Zyklus, Mond). Weder vom Feuer noch vom Wasser wird in der Bibel gesagt, dass sie entstehen sollen wie bspw. das Licht („es werde Licht“); nirgends heißt es „es werde Feuer“ oder „es werde Wasser“, nichts dergleichen finden wir in der Bibel, denn die Frau „bringt es mit“, sie trägt es in sich als Überrest aus einer anderen Welt. Beim Menschen zeigt sich das – je stärker die weibliche Seite ist – in starker Emotionalität, in Sorgen, dass doch alles gut gehen soll, im „sich Kümmern um“, in der Schaffung eines Heimes, in der Bereitstellung von Schutz, Wärme und Geborgenheit. Die Frau, das Weibliche, birgt ein großes Geheimnis.
Das Hebräische hat die Eigenart ein und dasselbe Wort für zeugen und gebären zu verwenden*. Bezieht sich das Wort auf einen Mann, bedeutet es „zeugen“, auf eine Frau bezogen jedoch „gebären“, als ob es sich um denselben Vorgang handeln würde. Der Sinn ist ein tiefer und kann in diesem Kontext vielleicht etwas besser verstanden werden: Zeugen ist eines der intensivsten Gefühle, die ein Mensch im positiven Sinne erleben kann, wohingegen die Geburt (insbesondere beim Menschen) zu dem schmerzhaftesten Vorgang zählt, den ein Mensch durchleben kann. Nur die Frau kann beide Seiten erleben, nur sie hat das Feuer und das Wasser, sie alleine kann Frucht hervorbringen und diese auch ernähren. Auch hierbei verbindet sie wieder 2 Welten, denn die Milch besteht als Emulsion aus Fett und Wasser; der Säugling, das neue Leben, bekommt keine Nahrung direkt von der Welt hier, sondern nur die „gewandelte“ Nahrung der Mutter, der „em“, 1+40, wie sie auf Hebräisch heißt. Dieses Wort besteht aus dem 1. Buchstaben des Alphabeths, der aleph (auch als Abkürzung für esch, das Feuer), und dem 13. Zeichen, der mem (auch für majim, dem Wasser, stehend). Berücksichtigen wir nur die Reihenfolge der Zeichen, erhalten wir bei 1+13 die 14, den Zahlenwert Davids, der sich auch der Zeichen des Wortes reschith bedient, wenn er betreffs Michal sagt: erasti, 1+200+300+400+10, übersetzt: Ich habe mich ihr verlobt. (2. Sam. 3:14)
Aber Gott selbst in seiner barmherzigen Seite (JHWH) verwendet die Zeichen ebenso, indem er spricht:
Und ich will dich mir verloben in Ewigkeit, und ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und in Gericht und in Güte und in Barmherzigkeit, und ich will dich mir verloben in Treue; und du wirst den HERRN erkennen.
Hosea 2:21-22
Diese Welt ist der Zustand der Verlobung, ist eine sichere Zusage dessen, der nicht lügen kann, dass die Sorgen ein Ende haben und in die größtmögliche Freude münden werden. Bis dahin begleiten uns Sorgen, Leiden, Höhen und Tiefen; alles gehört zum Weg, aber das Versprechen, das nicht gebrochen werden kann, ist uns ebenso gegeben.
*Hebräisch jalad, 10+30+4. Das Verb hat denselben Zahlenwert wie der Ausdruck „mein Erlöser“, go’eli, 3+1+30+10, nämlich 44 (s. Hiob 19:25).
Das griechische Genesis bedeutet auch sowohl Zeugung als auch Geburt.