Im Alt-Hebräischen gibt es eine auffällige Verbindung zwischen der Biene, d’worah, 4–2-(6)-200-5 (daher auch der Frauenname Deborah) und dem Begriff Wort, der zugleich auch reden bedeutet, dawar, 4-2-200. Was kann uns ein Insekt über das Wort sagen? Es ist ja nun nicht irgendein Insekt, sondern vielleicht sogar das wichtigste für den Menschen, hängt doch die Bestäubung der Blüten entscheidend von diesem ab und nicht zuletzt liefert es eine süße Speise, die nahezu unverderblich ist, den Honig.
Im ersten Teil der Besprechung geht es mir in erster Linie um die Verbindungen in der hebräischen Sprache, aber auch das Portugiesische habe ich bemüht, weil auch hier Sprache und äußere Realität in diesem Fall so dicht beieinander liegen. Die Herkunft des dt. Wortes für Biene ist unbekannt, genauso wie die seiner geografischen Nachbarn: De bij (NL), the bee (GB) oder Bi (S). In alten Zeiten vermied man es oft die Dinge beim Namen zu nennen, weil dadurch eine Beziehung zustande kommen könnte, die evtl. nicht gewollt ist. So war die Biene ein Tier, das man keinesfalls vertreiben wollte, weshalb Biene eher als Deckname als als Wesensbeschreibung gilt.
Im Alt-Hebräischen hingegen offenbart sich das Wesen eines Dinges ohne Umschweife im Wort selbst. Das ist das Besondere an dieser bis heute unveränderten Sprache. Gemäß dem ersten Vers im Johannesevangelium (Im Anfang war das Wort) findet sich eine direkte Beziehung zwischen der Biene (dabar, d’worah, Wort) und Gott selbst. Und wie die Biene ihr Werk im Innen, im Verborgenen, aber auch nach außen hin verrichtet, so auch Gott, der dir nah ist in deinem Munde (der nach außen spricht) und in deinem Herzen:
Sondern sehr nahe ist dir das Wort, in deinem Mund und in deinem Herzen, damit du es tust.
5. Mose 30,14
Es geht um das Tun. Und wo tut die Biene? Innen und Außen. Sie verbindet das Viele (Blüten) zur Einheit und sucht das Süße. Ebenso verbindet die Sprache bei uns die Bereiche, wo wir blühen, wo wir uns öffnen, wo wir unser Anvertrautes zeigen und zugänglich machen. Die verschlossene Blüte wird von der Biene nicht bedrängt; sie fliegt einfach weiter und sucht das Offene. Verschließ’ dich nicht so vehement, das Wort bringt dir etwas mit, wodurch es zur Frucht bei dir selbst kommt! Der verschlossene Mensch trennt sich selbst von der Gottesbegegnung ab.
Erst in der persönlichen Beziehung zum Wort entsteht auch das, was nicht nur bei Kindern so beliebt ist: das Süße. Kinder sprechen so gerne darüber, wenn ihnen etwas gelungen ist und wie ansteckend – oder im Sinne der Biene: bestäubend – ist eine fröhliche Erzählung aus dem eigenen Erleben.
Ja, es gibt auch die anderen Erfahrungen und Erlebnisse, doch darum kümmert sich die Biene nicht. “Lass’ die Toten ihre Toten begraben”, nur das Lebendige kann Frucht bringen.
Das Gespräch soll stets von Hoffnung getragen sein und sich nicht am Vergänglichen orientieren. Das bedeutet: Der Mensch öffnet sich und ist bereit etwas aus einer Dimension zu empfangen, die nicht berechenbar ist. Keine Blume “weiß”, ob, wann und welche Biene zu ihr kommt. Sie blüht und wartet in stiller Hoffnung, doch schämt sie sich ihrer Hoffnung nicht, weil diese ja “nicht realistisch” sei, wie man heute gerne sagt, sondern zeigt sie durch das Schönste was sie hervorbringen kann: in Farbe und Duft.