Drei Männer, zwei kluge und ein törichter, saßen einst in einem stockfinsteren Verlies, in das ihnen täglich Speisen und Essgerät hinuntergelassen wurden. Das Dunkel und die Not der Gefangenschaft hatten den Narren unter ihnen vollends verwirrt, sodass er sich der Geräte, weil er sie nicht sah, nicht zu bedienen verstand. Einer seiner Gefährten belehrte ihn, aber am nächsten Tag wusste er das Gerät wieder nicht zu handhaben, und so musste der Kluge sich unablässig mit ihm abmühen.
Der dritte Gefangene aber saß schweigend und kümmerte sich um den Toren nicht. Einmal fragte der zweite, warum er sich des Beistands enthalte. «Sieh», antwortete jener, «du mühst dich ab und kommst zu keinem Ziel, denn jeder Tag wirft dein Werk um, ich aber sitze und überlege, wie ich es anstellen muss, um in die Wand ein Loch zu bohren, dass das Licht der Sonne herfinde und wir alles sehen.»
Martin Buber – Die Erzählungen der Chassidim
Narr wird der genannt, der denkt, sich immer wieder neu mit denselben Problemen quälen zu müssen, und jedes Mal scheitert er aufs Neue. Obschon es solche gibt, die darin geschickt sind, mit Schwierigkeiten umzugehen, wird am Ende der gelobt, der sich einer Aufgabe widmet, die anscheinend überhaupt nichts mit einer Lösungsfindung zu tun hat.
Jede Situation wird schlagartig einfacher, wenn man einen Weg findet, Licht hineinleuchten zu lassen. Dazu gehört das Bewusstsein, dass es “da draußen” ein Licht gibt, das nur darauf wartet, hereingelassen zu werden. Sobald Licht in die Dunkelheit kommt, versteht man ohne Worte.