Im folgenden Vers wird in der Bibel das erste Mal von einer Gabe gesprochen:
Und Gott setzte sie (die Himmelskörper) an die Ausdehnung des Himmels, dass sie auf die Erde leuchten.
1. Mose 1,17
In der Übersetzung ist das Wort nicht mehr zu finden. Es versteckt sich hinter dem „setzen“.
Geben lautet im Hebräischen nathan, 50-400-50. Mit diesem Wort begegnet uns auch die 500, also die erste Zahl, die über die 400, den Zahlenwert des letzten hebräischen Buchstabens, hinausgeht. Dass die Gabe die 400 in sich enthält und von zwei 50ern eingeschlossen wird, verrät bereits etwas über ihren Charakter. Wenn man sich dem Wort bildlich nähert, ließe sich fast sagen, dass die 400 in zwei 50er eingepackt ist, also im Zentrum der Erlösung steht.
Der hebräische Buchstabe mit dem Zahlenwert 50 ist die nun. Josua (Joshua) ist ein Sohn von Nun (4. Mose 11,28) und ebenso könnte man sagen: Er ist ein Sohn der 50, kommt demnach aus der 50 hervor. Nach der Vollendung der 7 in der 49 (7 × 7 = 49) ist das Ende des Zuges durch die Wüste erreicht. Man befindet sich dann im Gefilde Moab. Moab seinerseits zählt die 49 (40+6+1+2). Beim Übergang ins gelobte Land bekommt Joshua seine eigentliche Aufgabe. Obwohl er schon auf dem Weg durch die Wüste dabei war, spielte er dabei jedoch keine führende Rolle.
Mit der 400 wird auch die Gefangenschaft in Ägypten angegeben. Im Bilde des Wortes Gabe (50-400-50) ist diese 400 jedoch nicht zurückgelassen worden, sondern wurde integriert, ist integraler Bestandteil dessen, was mit dem Geben zu tun hat. Die Gefangenschaft in der Welt von Ursache und Wirkung (Ägypten) wird somit nicht als verachtenswert oder gar böse deklariert, sondern steht zentral in diesem Wort. Eine Gabe enthält in sich etwas das mit Verbannung, Exil und Gefangenschaft zu tun hat. Doch niemals gibt es nur Exil. Jedem Exil geht eine Erlösung voraus und eine folgt hernach. Wir lesen in der Bibel von einem vor und einem nach Ägypten. Das biblische Ägypten ist der Präzedenzfall für Erlösung überhaupt. Weinreb sagte einst: Wer sich dem was Erlösung bedeutet, nähern will, muss sich intensiv mit dem Auszug aus Mizrajim (Ägypten) befassen. Und oft verwies er auf Jesaja 19,25, wo Ägypten gesegnet und als Gottes Volk bezeichnet wird.
Der erste Beschenkte in der Bibel ist weder Mensch noch Tier, sondern etwas, das am 2. Schöpfungstag entsteht, der nicht mit einem „gut“ vollendet wird. An diesem Tag werden die oberen Wasser von den unteren getrennt. Dieses Trennende wird mit Firmament, Feste, Ausdehnung oder auch Himmelsgewölbe übersetzt. Rakia, 200-100-10-70, heißt dieses Firmament im Hebräischen. Das Wort stammt von raka, dessen etym. Bedeutung „mit Gewalt flach machen“ ist. Rakia hat den gleichen Zahlenwert wie mizrajim (Ägypten), nämlich 380. Die Zahlen zeigen uns direkt Verbindungen, die wir sonst nur schwer oder gar nicht finden würden. Mamesch, 40-40-300, die Realität bzw. Wirklichkeit, hat auch die 380. Zeichnen wir einen Kreis mit einem Durchmesser von 22, erhalten wir eine Fläche von 380 in der gleichen Einheit quadriert (Beispiel: Wenn der Durchmesser 22cm ist, dann beträgt die Fläche dieses Kreises 380cm2). Mit der 22 wird prinzipiell das Spüren des „Nicht Zuhause-Seins“ ausgedrückt. Ich fühle mich getrennt, einsam. Verlassen sein nennt man schamem, 300-40-40 (auch: öde, wüst und kleinmachen); auch dieses Wort zählt 380. Laschon, die Zunge, ist in der Summe wiederum 380, und das Wort setzt sich – wie hinreichend bekannt sein dürfte – aus den Maßen der Arche Noachs zusammen (30-300-50). Wer aufmerksam gelesen hat, hat bemerkt, dass die Zeichen für „sich Getrennt-Fühlen“ (schamem) und für Realität (mamesch) identisch sind, nur in umgekehrter Reihenfolge vorkommen. Nehmen wir von diesen Zeichen Mem-Mem-Schin den Athbasch-Wert erhalten wir für beide Wörter die 22.
Joseph ist 22 Jahre von seinem Vater Jakob getrennt, ebenso Jakob von seinem Vater, als er bei Laban ist. Wir erkennen hier eine transgenerationale Schicksalsübertragung. Der Sohn erlebt Ähnliches wie der Vater. Verquicktes Schicksal hängt auch mit der rakia, der 380, der „Ausdehnung“ zusammen. Über unsere Kinder dehnen wir uns aus, heißt es in einem Kommentar. Dieses Sich-Ausdehnen geht immer mit einer Trennung von oben und unten einher. Es muss sein, ist aber zunächst nicht gut. Erst durch die Gabe, nathan, kommt die Möglichkeit der Aufhebung. Mit „Kindern“ werden in erster Linie unsere Taten bezeichnet, im Äußeren hat es natürlich auch mit den biologischen Kindern zu tun. Einerseits ist die Fähigkeit des Hervorbringens von Frucht (Entstehung der Geschlechter) mit dem Nehmen vom Baum des Wissens verbunden, andererseits erfolgt dadurch der Ausschluss aus dem Garten Eden. Auch hier finden wir zunächst eine Trennung, die nicht als gut deklariert wird. Die Umkehrung erfolgt dann jedoch wieder über ein Kind, das als Gabe gegeben wird:
Jesaja 9:5
Denn uns ist ein Kind (jeled = Junge, männlich – das geschlechtsneutrale Kind gibt es im Hebräischen nicht) geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft kommt auf seine Schulter; und man nennt ihn: Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst.
Im NT lesen wir eine merkwürdige Aussage des Sohnes in Matth. 19,16-17:
Und siehe, einer trat herzu und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen? Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem Guten? Es ist nur Einer gut! Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote!
Hier gibt er den direkten Hinweis darauf, dass das Adjektiv gut nur auf den Einen angewendet werden kann. Mit der folgenden Ausführung über das erste Vorkommen von “geben” in der Bibel werden wir dieses Zitat vielleicht in einem anderen Licht sehen.
Die erste Gabe sind die meoroth (Himmelskörper), wie wir es bereits oben aus 1. Mose 1,17 gelesen haben. Auch hier lohnt es sich, das Wort und den Zusammenhang genauer anzusehen. Wir befinden uns im 4. Schöpfungstag, der eine Konkretisierung des 1. Tages darstellt, an welchem das Licht, hebr. or, 1-6-200, geschaffen wird. (In dem Buch „Schöpfung im Wort“ von F. Weinreb kann man diese Zusammenhänge detailliert nachlesen.)
Nun finden wir im 4. Tag die meoroth, die ab 1. Mose 1,14 dreimal in der Mehrzahl genannt werden:
Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels, (…). Meoroth schreibt sich an dieser Stelle 40-1-200-400. Im Zentrum stehen die aleph und die resch, die gemeinsam das Wort Licht (or) bilden, allerdings fehlt der dritte Buchstabe im Zentrum des Wortes, die waw. Licht, or, 1-6-200, ist im Hebr. männlich. Das Wort meoroth ist jedoch ein typisch weiblicher Plural und es erinnert direkt an den Vater, aw, 1-2, der in der Mehrzahl auch plötzlich weiblich wird. Väter heißen auf Hebräisch awoth. Würde man es grammatikalisch ins Deutsche zwingen, müsste man Väterinnen lesen. Diese Eigenart der Ursprache kann man nicht verstehen, wenn man die alten Mitteilungen nicht kennt und berücksichtigt. Weinreb erklärt es sinngemäß wie folgt:
Das Männliche ist das Innere. Innen ist EINS, eine Einheit, die nicht gesehen werden kann. In der erscheinenden Welt ist alles dem Wesen nach ZWEI, niemals EINS. Die mit unseren Sinnen wahrnehmbare Welt ist weiblich, deshalb ist es auch Chawa (Eva), die vom Baum des Wissens nimmt. Im Engl. ist das Wort für Wahrnehmung perception, eine Ableitung des Lat. per capere, „durch (das) Nehmen“. Das Nehmen vom Baum des Wissens ist die Erfahrung der Welt durch die Sinne, so die Deutung. Die beweisbare Welt ist die weibliche Welt, die sich ausschließlich in Vielheit zeigen kann. Es gibt einen Vater, der nicht sichtbar ist, weil er EINS ist und darum nicht erscheinen kann. Deshalb muss man den himmlischen Vater ganz deutlich von dem irdischen Vaterbild trennen. In Matth. 23,9 heißt es deshalb auch: Nennt auch niemand auf der Erde euren Vater, denn einer ist euer Vater – der im Himmel ist.
Im ursprünglichen Verständnis der Bibel steht der Begriff Sohn für Vater in der Vielheit. Mit der Mehrzahl Väter sind mindestens zwei gemeint und damit stehen sie für etwas Diesseitiges. Infolgedessen ist das Wort Vater, aw, in der Mehrzahl weiblich (aw, 1-2 > awoth, 1-2-6-400), denn weiblich ist erscheinend.
Nun kommen wir wieder zurück auf die Lichter des 4. Tages. Die weibliche Mehrzahl meint sichtbare Lichter, doch dann würde es genügen, sie oroth, 1-6-200-6-400, zu nennen. Sie werden aber meoroth, 40-1-200-400, genannt. Sie erhalten eine mem zu Beginn. Diese mem ist zugleich die Präposition „aus, heraus, von etwas weg“. Eine mem steht grundsätzlich für eine Bewegung. Aber wohin bewegt sich das Licht? Zu uns! Diese Lichter sind dazu gemacht, um uns zu leuchten und uns zu befähigen zu unterscheiden.
Meoroth wird meist mit Himmelskörper übersetzt und diese seien zur Unterscheidung zwischen Tag und Nacht. Der hebr. Text ab 1. Mose 1,14 zeigt – wie Weinreb hierzu sagt –, dass etwas (Zitat) „korrumpiert“ wird. Eigentlich müsste das Wort meoroth mem-aleph-waw-resch-waw-taw, 40-1-6-200-6-400, geschrieben werden, doch diese Schreibweise findet sich nirgends. Zu Beginn in Vers 14 fehlen beide waws, dann wird das Wort Himmelskörper mit nur einer waw geschrieben, und bei der dritten Erwähnung werden wieder beide waws weggelassen. Die Begründung für die fehlenden waws ist die rakia (Firmament), die oben und unten trennt. Die Verbindung, die durch den Verbindungshaken, die waw, zustande kommen müsste, fehlt. Die rakia verhindert den direkten Weg. Sie entspricht auf einer anderen Ebene dem Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten trennt.
Weinreb erklärt in diesem Zusammenhang, dass das erscheinende Licht unvollständig ist. Die sichtbare Welt zeigt nie das Vollständige. Unsere Wahrnehmung täuscht uns fortwährend. Auf diese Weise ist es ausgeschlossen, das Wesen der Dinge zu erfahren. Anders ausgedrückt beleuchten unsere Vernunftschlüsse den Lauf der Welt auf eine korrupte, also zerbrochene Weise. Wir sehen innerhalb der Vielheit nur Ausschnitte, die Einheit bleibt im Verborgenen.
Das Trennende (rakia) bekommt als Geschenk etwas, wodurch die Trennung durchbrochen werden kann. Die Himmelskörper dienen der Unterscheidung zwischen Licht und Finsternis, Tag und Nacht und der Bestimmung der moedim (Festzeiten, nicht Zeiten!), der Tage und der Jahre. Noch einmal anders formuliert: Die Himmelskörper ermöglichen den Weg in der Zeit. Das Wort Stern ist hebr. kochab, 20-20-2. Es hat den Wert 42. 42 Stationen muss das Volk in der Wüste passieren und die Anzahl der Geschlechter, die es braucht bis in Matth. 1 der Messias geboren wird, sind ebenfalls 42. Im äußeren Verständnis hat die Navigation in der Antike auch mit der Orientierung an den Sternen zu tun.
Auffallend ist, dass am 4. Schöpfungstag zunächst von zwei großen Lichtern, dann aber von einem großen und einem kleinen die Rede ist, diese aber nicht benannt werden. Die hebr. Begriffe für Sonne (schemesch, 300-40-300) und Mond (jareach, 10-200-8 / levana, 30-2-50-5) haben interessanterweise keinerlei Bezug zum Wort Licht (or, 1-6-200). Der Stern bildet hier die Ausnahme. Das Wort Stern wird meistens mit der waw zwischen den beiden kafs geschrieben und hat damit einen gemeinsamen vollen Wert mit or, dem Licht, nämlich 634. Die 634 können wir auch als 2 x 317 lesen (Primfaktorenzerlegung) und das beinhaltet eine wichtige Aussage, denn mit der 317 wird die Verbindung zwischen oben und unten im Wort amud ausgedrückt, das ist die Säule (amud, äußerer Wert = 120 [70+40+6+4], Athbasch = 197 [7+10+80+100] / beide zusammen nennt man den „ganzen Wert“. Dieser beschreibt das Äußere und dessen Gegenseite, vergleichbar mit den zwei Seiten einer Münze. Amud trägt als ganzen Wert die 120+197=317).
Zwei Säulen (2 x 317) finden wir bspw. bei der Feuer- und der Wolkensäule, beim Eingang des Tempels (Jachin und Boas) aber auch unsere beiden Beine werden Säulen genannt, denn das Wort amud stammt von omed und das bedeutet Stehen. Die Beine ermöglichen uns das Stehen und das Gehen, also den vertikalen Weg. Im Alternieren zwischen links und rechts gehen wir oben und unten verbindend nach Hause.
Die Trennung der oberen und unteren Wasser am 2. Schöpfungstag, von der es nicht heißt, dass sie gut war, wird mittels der ersten Gabe, der Himmelskörper, dann zur Grundlage zum Gehen des Weges durch welchen dann die Trennung aufgehoben wird, oder um es neutestamentlich auszudrücken: Der Vorhang zerreißt. In Matth. 10,34 spricht Jesus davon, dass er gekommen ist, um zu trennen und zu entzweien. Im Kontrast dazu spricht er zu Thomas dem Zwilling, dass er der Weg zum Vater, zur Eins, ist (Joh. 14,6 im Dreiklang mit der Wahrheit und dem Leben). In diesem Sinne verdeutlicht auch noch einmal der Aufbau des Wortes Gabe, nathan, 50-400-50, das Prinzip des Gebens. Die 50 zu Beginn charakterisiert bereits, dass es bei mir einen Durchbruch gegeben haben muss, um frei geben zu können. Die 400 im Zentrum ist in der alten Hieroglyphenschreibweise das Kreuz, das oben und unten sowie links und rechts verbindet. Es steht auch für eine Hingabe auf Hoffnung hin. Eine handfeste Sicherheit gibt es nicht. Es zählt das Vertrauen, dass es gut ausgehen wird. Schließlich mündet der Weg innerhalb des Wortes* so wie es angefangen hat, bei der 50, einem erneuten Durchbruch, der dann als Überraschung kommt.
* Jedes Wort ist ein Weg von einem Zeichen zum nächsten – im Hebräischen gibt es kein Wort, das nur aus einem Buchstaben besteht wie etwa das engl. I für Ich.