Eine Anzahl von Tagelöhnern pflegt regelmäßig gemeinsam die Mahlzeiten einzunehmen, und dazu bringt nun stets ein jeder etwas mit, der eine das Brot, ein anderer den Wein, ein dritter die Früchte usw.
Eines Tages nun begibt sich Folgendes: Einer der Arbeiter findet beim besten Willen nichts in seiner Hütte, was er beisteuern könnte. Er ist sehr arm, und seine Frau ist schwer krank. Mit Furcht und Zittern geht er zur Arbeit und sieht mit Sorge dem Augenblick des Einsammelns entgegen. Um die Mittagszeit setzen sich alle im Schatten eines Felsens nieder, und der mit dem Einsammeln betraute Gefährte geht mit dem Korb von einem zum anderen. Jedem sagt er ein freundliches Wort für die schönen Gaben zum gemeinsamen Mahl. So kommt er auch zu dem Ärmsten der Armen – und siehe da, auch ihm dankt er aufs herzlichste für das Mitgebrachte; denn er sieht wohl, dass er es hier nicht mit bösem Willen zu tun hat. So verzögert sich der Augenblick, an dem er auf seinen Platz zurückkehrt, und ein schwerer Felsbrocken, der sich unterdessen gelöst hatte, fällt ins Leere, statt ihn zu erschlagen.
Von Anbeginn an war es bestimmt, dass der Felsbrocken sich in diesem Augenblick von der Wand lösen würde, und ebenso war es auch bestimmt, dass der Mann gerade in diesem Augenblick auf dem Platz sitzen würde, auf den er aufschlagen musste – aber dadurch dass er etwas mit irdischen Maßstäben gemessen Überflüssiges tat, konnte er die Gesetzmäßigkeit durchbrechen.
Die Geschichte findet sich u.a. in F. Weinrebs Buch “Die Symbolik der Bibelsprache”