Die heilige Thora ist ein Licht, das leuchtet und leitet. Ohne dieses Licht tappt der Unwissende in der Finsternis. Er trifft einen Stein, stößt sich daran; einen Graben, fällt hinein, weil er das Licht nicht in der Hand hat. –
Wer die Thora studiert, verbreitet Licht um sich; er stößt auf keinen Stein, fällt nicht in den Graben, weil er das Licht in der Hand hat. Bewahre in deinen Händen mein Licht, sagt Gott zu dem Menschen, und ich werde dein Licht (die Seele) in meinen Händen bewahren.
(Rabbot S. 153 a.)
Welches ist der Weg zur Wohnung des Lichts, und die Finsternis, wo ist ihr Ort? – dass du sie zu ihrer Grenze hinbringen könntest und dass du die Pfade zu ihrem Haus kenntest. Du weißt es; denn damals wurdest du geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß!
Hiob 38:19-21
Gemäß Nachmanides und anderen entstanden die NESCHAMOTH (göttl. Seelen) mit dem Licht (JEHI OR). Die NESCHAMAH gehört zur 1 (zum Licht vom Tag 1 der Schöpfung). Alle NESCHAMOTH (Seelen) zusammen sind die NESCHAMAH (Seele) des ADAM KADMON (“Ur-Menschen”).
Gottes Licht bewahrt, wer den Nächsten liebt wie sich selbst.
Die Bibel beschreibt die Welt der Seele und deren Beziehung zum Körper, den sie verwaltet. Die Thora als Inbegriff für das geschriebene Wort Gottes ist, wie Weinreb sagt, “die Landkarte des Nichtbewussten, des Ewigen“. Oder an anderer Stelle:
Der Begriff »Offenbarung« bedeutet also für den Menschen, dass er als Mensch zugleich in einer anderen Welt ist. Darum ist der Zugang zur schriftlichen Thora das Schwierigste. Man verhüllt sie immer mit vielen Geschichten, um zu verhindern, dass der Mensch unvorbereitet auf das Wort Gottes stößt. Immer möchte man doch das Geheimnis, das Mysterium kennenlernen. Nun liegt ja das Mysterium gedruckt vor – aber man kann es nicht lesen. Zwar versucht man auf vielerlei Weise, doch etwas davon zu verstehen, aber es ist tatsächlich ein so großes Mysterium, dass nur der es begreifen kann, der diese Nahrung auch verträgt; sonst kann er es nicht zu sich nehmen.
Friedrich Weinreb, Das Opfer in der Bibel