Die verbindende Kraft der Musik

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Der 3. Sohn Leahs ist Levi. Von ihren 7 Kindern ist Levi der Einzige, der seinen Namen nicht von seiner Mutter erhält, wodurch ihm eine Sonderstellung zuteilwird, die zu seinem Schicksal gehört. Bei seiner Geburt sagt Leah: „Nun, diesmal wird sich mein Mann mit mir verbinden“ (1. Mose 29:34). Der Name Levi stammt vom Verb LAWAH (לוה), das ist das Verbinden, Begleiten und das Leihen. Etym. wird es auch mit „eine wichtige Rolle spielen“ erklärt. Diese Rolle verknüpft der Sohar (II, 19a // II, 18b) mit der Musik:

Die Essenz der Melodie und der Musikinstrumente wurde von Levi in die Welt gebracht. So sagte Leah: „Diesmal wird mein Mann an mir hängen“, denn die Verbindung von zwei Dingen geschieht durch Melodie und Musikinstrumente. Verstehe dies. (…) Der Gesang kommt in erster Linie vom Stamm Levi, der den Gesang leitete. Sie waren Nachkommen von Leah. Denn mit der Geburt von Levi, der das Element der Musik ist, kam die Anziehungskraft, dass [ihr Mann] an ihr hängen und sich zu ihr hingezogen fühlen würde.
Daher hat der Gesang, der sich aus dem Aspekt „Leas Augen waren schwach“ entwickelt, die Kraft, anzuziehen, wie in „Dieses Mal wird [mein Mann] an ihr hängen“.

Die Musik erzeugt eine Anziehung zwischen Elementen, die sonst nicht zueinanderfinden würden, weil keine „Attraktivität“ (Anziehung) besteht. Durch Töne und Melodien kommt eine Verbindung auf „Leihbasis“ zustande. Im Moment des Musizierens ist die Verbindung da und danach löst sich diese Verbindung wieder auf. Im Idealfall spürt ein Mensch beim Hören eine Verbindung mit der Welt, in der alle Widersprüche aufgehoben sind. Dieses Empfinden ist „geliehen“ und muss mit dem Aufhören der Musik wieder „zurückgegeben“ werden.
Es heißt, dass das Lernen ohne Musik wie Essen mit trockenem Mund ist. Drum singt man traditionell heilige Texte. So lernt man sie ganz nebenbei, weil sie sich leicht mit der Seele verbinden. Trockenes Essen können wir kaum schlucken, geschweige denn schmecken. Deshalb haben die Kinder Levi im wahrsten Sinne des Wortes auch eine tragende Rolle in der Bibel. Sie tragen das MISCHKAN, die Wohnung Gottes auf dem Weg durch die Wüste.

In der Natur sind es in erster Linie die Vögel, die singen, und sie sind es, die die Schwere der Erde als Auftriebskraft verwenden! Ebenso wandelt David die Schwermut Sauls durch das Spielen eines Saiteninstrumentes (1. Sam. 16:16 ff). Durch nichts kommt ein Mensch Gott so nah wie durch Singen und Musizieren, sagte Friedrich Weinreb einmal. Wenn ein Mensch dafür den Sinn verloren hat, atmet seine Seele nicht mehr. Dann braucht es einen David, der trotzdem singt und spielt, obwohl er auch genügend Gründe gehabt hätte, damit aufzuhören. Die 150 Psalmen sind nach ihm benannt, obwohl auch andere Verfasser namentlich darin erwähnt werden, aber seinem Namen nach ist er nun mal „der Geliebte“ und als solcher singt und spielt er mit frohlockendem Herzen (Ps. 13:6).