Die Menschen kritisieren manchmal die Tatsache, dass wir sozial arme, kranke und unglückliche Menschen in der Gesellschaft haben, die in sehr schwierige Umstände geboren wurden. Aber diese Personen gab es schon immer und es wird sie so lange geben, wie diese Welt so ist, wie sie ist, denn unser Körper ist selbst ein Ausdruck davon.
Der Begriff „Nation“ kommt vom lat. nasci und bedeutet „geboren werden“. Eltern und Umfeld prägen das Neugeborene und machen es mit den Gegebenheiten des Ortes vertraut. Diese Prägung wird dazu beitragen, dass dem Heranwachsenden bestimmte Dinge leichter und andere schwerer fallen. Kultur und Mentalität spielen eine Rolle, die man nicht unterschätzen darf. Im Körper ist es ähnlich.
Eine einfache Definition eines Organs ist, dass es ein Verbund verschiedener Gewebe ist, die zusammenarbeiten. Organ stammt als Wort vom alt-griech. órganon, das „Werkzeug“ bedeutet. Jeder Körper besteht aus unterschiedlichen Organen (Werkzeugen), die unterschiedliche Aufgaben haben. Ein Körper hat ein Herz, aber es ist nicht möglich, ihn vollständig in das Herz zu verwandeln, weil wir das Herz für so wichtig und bedeutend halten. Genauso wenig können wir ihn vollständig in eine Lunge oder die Augen verwandeln, nur weil diese Funktionen wichtiger erscheinen als andere. Unser Körper braucht, um lebensfähig und harmonisch zu sein, auch Teile, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen. Von den Fachleuten abgesehen kennen die wenigsten Menschen alle ihre Organe und deren Funktionen. Das spielt auch weiter keine Rolle, ist es doch so eingerichtet, dass es keines großen Zutuns bedarf, um den Körper gut funktionieren zu lassen.
Vor einiger Zeit hielt man noch den Blinddarm oder die Mandeln für medizinisch überflüssig und entfernte diese großzügig, weil man keine größere Bedeutung ausmachen konnte. Sie waren wie Außenseiter im Körper, genau wie die Armen und Schwachen in der Gesellschaft. Und doch haben sie ihre Bedeutung. Wie die Menschen zu ihrem Körper stehen, hat einen Einfluss auf die Gesellschaft. Vergöttert man ihn? Steht er im Mittelpunkt oder lässt man ihn gehen? Eine Wohlstandsgesellschaft wird verhältnismäßig viele Einwohner haben, deren Körper auch wohlgenährt sind, weil es eine Verschränkung zwischen beiden gibt. Die immer populärer werdenden Organtransplantationen bei Einzelnen werden auch eine „Transplantation“ von Menschen zwischen den Völkern mit sich bringen, die woanders geboren sind und dort keine Aufgabe mehr hatten, weil sie in einem sterbenden Organismus beheimatet waren. „Die Körper sind die Völker der Welt“, sagte schon Rav Malbim in Bezug auf die Thora.
Nach der Sintflut ist Noach mit seinen drei Söhnen nicht nur der Stammvater der aufkommenden Völker, sondern er ist gemäß der Bibel auch der erste Weinbauer. Er hat somit mit Weinstöcken zu tun, auch wenn diese bei ihm nicht explizit erwähnt werden, sondern nur von einem Weinberg die Rede ist (Gen. 9:20). „Weinstock“ hängt im Hebräischen mit dem Wort für „Körper“ zusammen. Beide haben etwas, das in Wallung geraten und sowohl zum Genuss als auch zum Rausch verwendet werden kann.
Der Weinstock (גפן) ist nach 5. Mose 8:8 die 3. Wachstumsart und steht damit auf der Ebene einer Doppelheit, einer Alternative bzw. eines Zwillings.
Wein heißt JAJIN (יין) und zählt in der Summe die 70 (10+10+50), was so viel bedeutet wie: „Schau, wie viele Möglichkeiten du hast, du kannst sie gar nicht zählen! Lerne das rechte Maß und die Freude wird in dein Leben kommen.“
Seine Kehrseite (Athbasch) zählt 89, genau wie der Körper (גוף) wenn man ihn äußerlich betrachtet (3+6+80). Die Verbindung von Wein und Blut wird in der ganzen Bibel erwähnt. In 5. Mose 23:14 ist sogar vom „Blut der (Wein)Traube“ die Rede.
Mit unserem Körper ist viel mehr los, als dass man ihn nur als Träger oder Gewand der Seele bezeichnen könnte. In alten Zeiten hat man die Wechselwirkung zwischen jedem Einzelnen und dem Ganzen besser gekannt und verstanden. Mit dem Verlorengehen dieses Wissens wird man schneller verächtlich auf andere zeigen und diese verantwortlich für allerlei Miseren machen, obwohl diese vermeintlichen Schuldigen eigentlich die Armen und Kranken sind, die nun nicht anders können.
Ein Organismus, der aus dem Gleichgewicht gerät, kann schnell in eine lebensbedrohliche Situation geraten. Wir alle wissen, wozu wir noch imstande sind, wenn wir ernsthaft erkrankt sind, nämlich zu fast nichts mehr. Diese Welt basiert auf einer gewissen Ordnung, die sich kein Mensch ausgedacht hat, aber der Mensch soll danach suchen, wie die Dinge zusammenhängen. Joh. 3:16 ist einer der bekanntesten Verse der Christenheit (also hat Gott die Welt geliebt … ), aber kaum jemand liest dort, wie es gemäß der früheren Bedeutung des alt-griechischen Wortes kósmos nötig wäre. Kósmos – fast immer mit „Welt“ übersetzt – bedeutet in erster Linie „das Geordnete“, „etwas in die richtige Reihenfolge bringen“ und dann „Schmuck“, daher auch die Kosmetik, womit sich eine Frau gerne schmückt. Gott liebt die Ordnung, die seine Signatur trägt, denn diese bringt Schönheit hervor und dabei ist es ganz egal, ob es sich um die Natur, das Wohnen, das Essen, die Kleidung oder auch die Kunst handelt. Wenn der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes seinem innewohnenden Streben nach Ordnung Raum gibt, sendet Gott seinen Sohn darein und dann bekommen all diese Dinge des Alltags den Charakter des ewigen Lebens. Alles andere wird verlorengehen, sprich im Chaos auseinanderfallen.
Wer heutzutage den eigenen Körper ablehnt, findet auf dem Markt eine Fülle von Möglichkeiten, um unterschiedlichste Eingriffe vornehmen zu lassen. Dabei sollte man bedenken, dass wir nichts nur für uns selbst tun, immer hat es viel weitläufigere Konsequenzen. Der Körper ist etwas Heiliges, weil er die Seele trägt. Dazu gehören alle Organe, Gewebe und Zellen. Da ist nichts, was keine Bedeutung hat. Im Von-Sich-Wegsehen wird man keine Zusammenhänge erkennen können, es wird dann Nacht bleiben.
Je mehr man den Wert bei sich selbst erkennt und das Wunder realisiert, dass uns mit unserer Existenz hier so viele Möglichkeiten des Erlebens geschenkt wurden, desto mehr Licht bekommt man auch für das Geschehen in der Außenwelt. Die Neigung, anderen die Schuld für etwas zu geben, hört obendrein dann ganz von selbst auf.