Einmaliger Zugang zum Wort

Friedrich Weinreb in der Einleitung zu seinem Hauptwerk Schöpfung im Wort

Das Bedürfnis, sich zu betäuben, sich zu zerstreuen, das Bedürfnis nach Spielen – was immer, in welcher Art es sich auch äußert, auf ein Ausschließen der Realität hinausläuft, auf die Schaffung einer Scheinwelt – sind die äußerlichen Merkmale des Aufgebens der Hoffnung, den Weg des religiösen Menschen wiederzufinden. Auch das Sich-Klammern an jede exotische, das wahre Menschliche vernebelnde »geistige« Strömung, wenn sie nur den Eindruck erweckt, mit der Vermittlung von Glauben und Vertrauen zu tun zu haben, mit Welten jenseits der sinnlichen Wahrnehmung, wenn sie nur vorgibt, umfassend zu sein und aus anderen Sphären zu kommen, ist ein Anzeichen für menschliche Bedürfnisse und menschliches Suchen; vor allem aber ist es auch ein Hinweis auf beängstigende menschliche Einsamkeit und tiefes menschliches Leid.
Diese Zeit des tragischen Pessimismus verlangt nach der Wiederherstellung von Gewissheiten, um die herum es wieder sinnvoll ist, ein neues Leben und eine andere Welt aufzubauen. Aus diesem Grunde war ich der Meinung, es sei nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar notwendig, einen Zipfel des Schleiers zu lüften und so auf die Existenz dieser unbekannten Welt hinzuweisen, die seit Anbeginn der Menschheit die Gewissheiten des Lebens enthält. Mehr als das kann ich gar nicht tun in einem Buch, welches das erste und einzige zu diesem Thema überhaupt ist und das angesichts des völlig Neuen und Unbekannten des Themas über einen vorsichtigen und allgemein einführenden Charakter nicht hinausgehen kann. Es enthält noch nicht einmal den hundertsten Teil dessen, was ich mit Hilfe des in meinem Besitz befindlichen Materials schreiben könnte. Doch bereits dieser kurze und flüchtige Einblick in diese neu zu entdeckende Welt ist so faszinierend, eröffnet solche Perspektiven, dass man sich fragt, wie es möglich ist, dass dies alles tatsächlich existiert und in solcher Nähe von uns vorhanden sein konnte, ohne dass wir auch nur eine Ahnung davon hatten.

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Autor: Dieter Miunske