Are you serious?, fragt der Engländer wenn er wissen möchte, ob du es ernst meinst. Was kaum jemand bedenkt: Serious, im Dt. seriös, stammt vom lat. Serie, die Aufeinanderfolge. Eins nach dem anderen – Ursache und Wirkung. Willkommen in der Kausalität. Willkommen in Ägypten, denn dort (im biblischen Ägypten) herrscht dieses Prinzip. Im Deutschen stammt ernst von rinnen. Das geht zurück auf das Althochdeutsche runs. Das ist der Lauf des Wassers. Nach dem Alten Wissen ist das Wasser unsere Zeit, die fließt und zerrinnt. Auch das engl. to run stammt aus dieser Wurzel. Im Hebräischen findet sich nur schwer ein Wort für ernst. Das ist auch leicht begreifbar, denn das Hebräische ist eine jenseitige Sprache, wie es das Wort Eber, 70-2-200, (für Hebräer) schon sagt, stammt es von jenseits, wo es keine Schranken gibt.
Ernst kann etwas nur sein, wenn es Grenzen gibt. So lässt sich mit dem Wort der Bibel nur dann Druck ausüben, wenn man es in die Schranken der Zeit zwängt. Die Folge: Man schneidet sich selbst von seiner eigenen Wurzel ab. Das hat ernste Konsequenzen. Denn wenn wir nach »Wissen« beurteilen, geraten wir unter die Gesetzmäßigkeiten des Wissens = werden Knecht und haben unsere Freiheit für ein Linsengericht verkauft!
Am ehesten trifft es der Begriff chomer, 8-40-200, wenn wir unbedingt ein Wort für ernst suchen. Dieses Wort bedeutet auch Lehm, Mörtel, abdichten – es wird das erste Mal in der Bibel in 1. Mose 11,3 erwähnt. Dort brennt man Ziegel und baut den Turm zu Babel – eine ganz ernste Sache! Immer wenn man HIER beweisen will, Recht haben will, spielt chomer eine Rolle. Damit werden Gebäude errichtet, die imponieren und von Weitem sichtbar sind. Und was sagt Gott dazu? »Weg damit! So nicht!« Hör‘ auf, dich und deine Meinung so wichtig zu nehmen. Ernst hat kaum Freu(n)de.
Wenn du ernst bist bedeutet das, dass du an die Kausalkette von Ursache und Wirkung glaubst und allein darein vertraust. Der heitere Mensch verleugnet das und sagt: Es könnte auch ganz anders sein! Das ist der (dein) Durchbruch. Denke an den tanzenden David (2. Sam. 6). Das Leben hier ist doch ein Spiel. Kommen nicht die Kinder ins Himmelreich? Was ist deren Hauptbeschäftigung? Spielen! Im Ernst-Sein wirst du Gott nie begegnen. Der kleine aber feine Unterschied besteht darin, die Wichtigkeit einer Sache oder einer Person zu erkennen. Und die wichtigste Person ist die, die du liebst. Und wie verhältst du dich einem geliebten Menschen gegenüber? Super-seriös? Ermahnst und züchtigst du ihn mit Worten und herunterhängenden Mundwinkeln? Nein, du achtest und ehrst diesen Menschen und tust alles für ihn ohne etwas dafür zu erwarten. Wer erwartet, liebt nicht. Das Ernste, eng verwandt mit der Bitterkeit, trägt den Hass im Gepäck. Wirf den Ballast ab, relaxiere – Leben ist Bewegung, Freude, Spiel und einander achten. C’est la vie! Wo finden wir die ernstesten Menschen? Dort wo MAN WEISS, bzw. meint zu wissen. Dort, wo das große »MAN« recht hat. Da sitzen die Eis-Menschen und saugen sich gegenseitig noch die letzte verbliebene Wärme ab. Sie ertragen sich nicht einmal gegenseitig, obwohl sie die gleiche Gesinnung haben. Wie auch? Die Frucht vom Baum des Wissens bewirkt das eigene Absterben. Es folgt Kälte und Erstarrung. Aber mit »Erstarrtem« lässt sich gut bauen. Passend dazu finden wir in 2. Mose 1,14 folgende Aussage:
»und verbitterten ihnen das Leben mit harter Zwangsarbeit an Lehm (chomer / ernst) und Ziegeln (lebena = das Weiß des Mondes, der Zeit) und mit allerlei Feldarbeit (Saat und Ernte = Ursache und Wirkung), lauter Arbeiten, zu welchen man sie unter Mißhandlungen zwang (parek = Zwang, als Verb: zerbrechen).«
Bedenke: Immer wenn man mit der Bibel und großem Ernst kommt, will man dich zurück nach Ägypten locken!
»Das Paradies auf Erden ist die Erfahrung des ewigen Lebens mitten im verwesenden Zeitlichen. Man lebt im Paradoxon. Naturgesetze, Erfahrungen im Gesellschaftlichen, im Politischen lassen einen Menschen verstummen, wenn er vom Ewigen hier erzählen möchte. Sogar die Worte, sogar die Sprache versagen ihren Dienst. Man wird auf sich selbst zurückgeworfen, und man erlebt das Paradies auf Erden, indem man alles hier Geschehende mit den Augen des aus dem Wasser Gezogenen sieht. Man weiß vom Ewigen, aber man weiß es nicht wissenschaftlich; man weiß von Gott, möchte ihn aber durchaus nicht philosophisch oder historisch oder theologisch beweisen. Denn wie kann man mit den Maßstäben des Zeitlichen, des Räumlichen Ewiges messen? Man kennt den Hochmut der Anmaßenden und schweigt. Schweigt und lächelt. Innen aber brodelt und lodert es vor Freude. Wozu Worte? Vielleicht eine Melodie? Aber dann eine stille. Das Leben ist dann eine große Freude. Einer erkennt sie beim anderen. Und man tanzt, man tanzt zusammen, denn die Freude gibt keine Ruhe. Wie kann man dann noch ernst bleiben? Ernst schauen nur die Leute drein, die glauben, das Monopol der Eindeutigkeit zu besitzen. Tierischer Ernst.«
(Weinreb, Das chassidische Narrenparadies)