Jakobs Flucht vor dessen Bruder Esau endet bei seinem Onkel Laban, dem Bruder seiner Mutter Rebekka. Alleine, als „1“, reist er an und bindet dort die Vielheit an sich. Mit dem Erreichen einer bestimmten Menge (Masse) wird der Zustand kritisch, sodass es zu einer erneuten Flucht kommt. Zuerst flieht er weg von seinem Ursprungsort und dann flieht er dorthin zurück.
Und Jakob hinterging Laban, den Syrer (Aramäer), indem er ihm nicht mitteilte, dass er fliehen wollte. Und er floh, er und alles, was er hatte; und er machte sich auf und setzte über den Strom und richtete sein Angesicht zum Gebirge Gilead. Und am 3. Tag wurde Laban berichtet, dass Jakob geflohen sei.
– Gen. 31:20-22
„Hintergehen“ heißt im Original „das Herz stehlen“. Jakob stiehlt das Herz Labans. Wenn das Ewige (Jakob) das Zeitliche (Laban) verlässt, verliert der Mensch seine Fähigkeit etwas zu empfinden. Das Herz wird dann „gestohlen“. Später, als Laban Jakob eingeholt hatte, fragt Laban direkt: „Warum hast du mir das Herz gestohlen?“ (Vers 26). Laban wird in diesem Kontext Aramäer (Syrer) genannt, weil er sich hier einer Doppelmoral bedient. Ein Kommentar (Sforno) weist darauf hin, dass ARAM (ארם) nicht als Hinweis auf Labans Nationalität, sondern als Beschreibung für seine Verruchtheit gelesen werden muss. (Das mit ARAM verbundene RAMAI / REMIJA bedeutet Betrug.) Laban ist selbst ein Betrüger und als solcher verdächtigt er Jakob des Diebstahles. Unser zeitliches Urteil über andere sagt mehr über uns als über den anderen aus.
Labans Empfindungen, sein Herz, waren zulasten der Seele. Seine Ahnungen waren stets negativer Natur, das Gute konnte er nicht gönnen, immer unterstellte er Jakob etwas Bösartiges. Laban ist in jedem Menschen das skeptische Argwöhnen und ein chronisches Misstrauen, weil er nicht glauben kann, dass es mehr gibt, als er kennt und was er erlebt hat. Sogar wenn er sieht, dass es Jakob in allem gelingt, kann er sich nicht freuen, weil es in seiner „es war schon immer so“ Welt nur bekannte Normen und unumstößliche Wahrheiten gibt. Wahrheit ist kein betonierter „Das ist so! Pfeiler“, sondern vom Leben abhängig, das durch permanente neue Entscheidungen von einem Ort zum nächsten geht.
Das ist das Schicksal der Seele, die hierherkommt, um das Irdische sinnvoll aufzubauen und zu erhalten. Das Wesen der Seele ist konstruktiv zum Wohle aller, deshalb kommt es gezwungenermaßen zur Auseinandersetzung mit Laban, der sie immer wieder spüren lässt: Siehst du, ich sitze doch am längeren Hebel! Der Körper erweckt immer wieder den Eindruck, als ob alles von ihm abhinge. Große Erwartungen weckt er und an Versprechungen mangelt es auch nicht, aber schließlich schafft er es nicht, und unter seinem Regiment bricht alles zusammen. Die Zeit kann nicht anders, als (sich) zu vergehen.
10x verändert Laban Jakobs Lohn (Gen. 31:7). Mit „Lohn“ ist jedoch nicht ein Gehalt gemeint, sondern die Bedingungen werden laut Raschi geändert. „Heute machen wir es mal so!“, und kaum hat sich Jakob an die neuen Bedingungen gewöhnt, ändert Laban erneut die Abläufe. Jakob passt sich wieder an und sobald die neuen Programme zur Routine werden, hat Laban wieder ein paar Updates parat. „Mensch Jakob, was machst du denn da, du Ewig-Gestriger?“
Das gleiche Muster sehen wir bei den Bneij Israel in Ägypten. Immer, wenn etwas als Problem erkannt wurde, stand der Schuldige sofort fest: Das muss mit diesen elenden Hebräern zu tun haben! Auch in Ägypten werden die Bedingungen ständig geändert oder upgedatet, wie man heute sagt. Mit der Zeit wird es nicht nur schwerer, sondern auch idiotischer. Die Auflagen sind in sich widersprüchlich und destruktiv. Sie werden immer irrwitziger und sind am Ende nicht mehr erfüllbar (Ex. 5:8 ff.).
Man darf nie vergessen, dass der Körper keinerlei Interesse daran hat, die Seele in ihrem Wesen und Wirken zu fördern. Der Körper stammt aus einer Sphäre, wo einer dem anderen nichts gönnt, es sei denn, dass man davon selbst einen Vorteil hat. Deshalb überlässt man ihm auch nicht das Regiment.
Die Seele dagegen lässt sich immer wieder dazu hinreißen, Mitleid mit dem Körper zu haben, obwohl sich dieser vor jener ekelt und ihr nur etwas Freiraum zugesteht, sobald er unter Druck gerät. Wenn Menschen Existenzangst bekommen, interessieren sie sich plötzlich auch für das Wohl ihrer Seele. Andere kümmern sich nur vermeintlich um ihre Seele, um an deren Gaben und Fähigkeiten zu gelangen, sodass ihr irdisches Leben einen supernaturalen Charakter bekommt.
Die Seele ist der eigentliche Grund, weshalb in unserem Leben überhaupt etwas in Bewegung kommt, das auf etwas Bleibendes abzielt. Die Materie, der Körper, hat ohne die Seele keinen Weg. Sie weiß, dass sie von woanders her kommt und egal, ob es sich um das Gebiet Labans, Ägypten oder die anderen Exile handelt, sie alle sind nur Orte des Wirkens, die sie wieder verlassen wird, sobald der Dienst getan ist. Für den Körper bedeutet „verlassen“ zugleich „Tod“ und davor hat er eine panische Angst.
Das Ewige durchschaut schnell den Betrug, sucht aber keine offene Konfrontation
Jakobs Weg weg vom Orte Labans wird als Flucht beschrieben. Das lat. fugare (fliehen) bedeutet auch „eine Abneigung gegen etwas entwickeln“ und dazu sollen widrige Lebensumstände dienen. Jakob war jetzt 20 Jahre von seinem Vater getrennt. Mit der 20 kommt die Möglichkeit eines Vergleiches und die Befähigung dazu. Das Zeichen mit dem Zahlenwert 20 ist die Kaf (כ). Es ist nicht nur das erste Zeichen, das 2 Formen hat (wenn es am Ende eines Wortes steht, wird es auf andere Art gezeichnet), sondern ist auch – an ein Wort vorangestellt (Präfix) – die vergleichende Konjunktion „wie“ oder „als“. Hier das erste Vorkommen in der Bibel:
Und Gott sprach: Lasst uns (einen einzigen) Menschen machen in unserem Bild, GENAUSO WIE unser Gleichnis; (KADMUTHENU)
– Gen. 1:26
Imposant, dass es bei der ersten Erwähnung eines Vergleiches um die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen geht.
Die Kaf (20) ist die Beth (2) auf einer höheren Ebene, der Ebene der Zehnerzahlen. Kaf an sich bedeutet eine geöffnete Hand. Sie steht für die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden, einzugreifen und etwas zu verändern.
Jakobs Maß war voll, er hatte bemerkt, dass sich die Situation geändert hatte und seine Zeit in Padan Aram zu Ende war. Nun suchte er eine Möglichkeit unbemerkt zu entfliehen. Bei seiner ersten Flucht war er ganz alleine ohne irgendeinen Anhang. Er floh vor seinem Bruder Esaw (עשו), dessen Segen er durch eine List erhalten hatte. Im weiteren Verlauf sieht es so aus, als ob Jakob diesen Segen gewissermaßen mit zu Laban nimmt, denn jener sagt:
(…) Ich habe gespürt, dass HaSchem mich um deinetwillen gesegnet hat.
– Gen. 30:27
Labans Schlussfolgerung ist falsch, denn es ist nicht eine ominöse gesegnete Heiligkeit, die Jakob umgibt und ausmacht, sondern es ist sein Fleiß, wie die Kommentare sagen, sein unermüdliches Wirken mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Segnen bedeutet nicht eine Formel zu sprechen, sondern ist das Erwecken einer inneren Kraft, die zur Tat antreibt. Das kann ein Mensch niemals bewusst machen. Deswegen ist der wirkliche (wirkende) Segen etwas, das ad hoc ganz ungeplant im Moment entsteht.
Jeder Mensch kennt solche Situationen, in denen eine sogar unbeteiligte Person etwas ohne weitere Absicht ausspricht, und es schlägt ein wie ein Blitz, der die aufgestaute Energie schlagartig auf einer Seite entlädt, während er die andere auflädt. Es können auch geringfügige Handlungen oder nur Wortfetzen sein, die diese Wirkungen auf uns haben, durch die wir sofort verstehen: Du bist gemeint!
Sprachlich ist „segnen“ eine 2 auf allen Ebenen (2+200+20). Diese 2 steht beim Segnen nicht für ein getrenntes Nebeneinander, sondern für ein in sich verhaktes Miteinander. Der erste Segen, den Menschen betreffend, ist die Fruchtbarkeit. Deren Sinn wird mit dem Verb MALÉ (40+30+1) in Gen. 1:28 angegeben. „Füllt“ und „Erfüllt“ die Erde. Mit dem Segen zeigt sich im Zeichen der 2 auch die Gegenseite, was durch die Position des Wortes im Bibeltext zum Ausdruck kommt. MALÉ ist das 358. Wort. Diese Zahl ist der Zahlenwert sowohl für MOSCHIACH (40+300+10+8) als auch für NACHASCH (50+8+300). Messias und Schlange (er-)zählen im Hebräischen dasselbe.
Segen hat demnach nur bedingt damit zu tun, dass man sich wohlfühlt. Vielmehr soll durch das Tun etwas Erfüllendes zustande gebracht werden.
Dazu ein Zitat aus dem Midrasch Tanchuma:
Ein Mensch soll nicht sagen: Ich will essen und trinken und es mir gut gehen lassen, doch mich nicht anstrengen, vom Himmel aus wird man sich schon erbarmen, darum steht: „Das Werk seiner Hände hast du gesegnet.“ (Hiob 1,10).
Der Mensch muss sich abmühen und mit seinen beiden Händen arbeiten, Gott schickt ihm dann seinen Segen.
Ein Segen ist eine BRACHA. Dieses Wort ist sehr nah am Wort „fliehen“, BARACH, 2+200+8, dessen 3 Konsonanten man auch als „im Geist“ lesen (B’RUACH) könnte. Das bestätigt sich auch im Deutschen, wo man beim Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Zustand eines Stoffes auch von einer Verflüchtigung spricht. Das Geistige trennt sich vom Zeitlichen. Sehr effektiv geht das unter Zuführung von Wärme vonstatten. Zwischen Jakob und Laban erkennen wir beim Lesen, dass sich die Stimmung zwischen den beiden immer mehr emotional aufheizt. Jakob getraut sich anfangs nicht, Laban mit seinem Unmut ihm gegenüber zu konfrontieren. Zunächst wendet er sich an Rachel und Leah:
Da sandte Jakob hin und ließ Rachel und Leah aufs Feld rufen zu seiner Herde. Und er sprach zu ihnen: Ich sehe das Angesicht eures Vaters, dass es gegen mich nicht ist wie früher; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen. Ihr selbst wisst ja, dass ich mit all meiner Kraft eurem Vater gedient habe. Und euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, mir Böses zu tun.
– Gen. 31:4-7
Das war seine langsame Einleitung zum gefassten Entschluss, den Ort mit ihnen für immer zu verlassen. Einen Vers vorher spricht HaSchem zu ihm und sagt: Kehre um und gehe zurück in das Land deiner Väter. Raschi ergänzt: Solange du hier bei diesem unreinen Laban bist, wird Gottes Gegenwart (Sch’Chinnah) nicht auf dir ruhen können.
Jakob erkennt im Gesicht Labans dessen Ablehnung. Dazu Bar Sira: Das Herz eines Menschen beeinflusst sein Antlitz im Guten wie im Schlechten. Der Heilige, gepriesen sei Er, sagte zu ihm: „Dein Schwiegervater ist dir nicht wohlgesonnen und du bleibst hier?“ Wieso bleibst du an einem Ort, an dem man dich ablehnt, obwohl du so viel Gutes gebracht hast? Du hattest deine Zeit dort. Ab jetzt wird sich jedes Wirken ins Gegenteil verkehren und sich gegen dich wenden.
Das Reden Gottes fällt mit der Ablehnung, die Jakob bemerkt, zusammen! Deshalb reagiert Jakob sofort darauf, weil er die Stimmigkeit bemerkt. Gottes Reden ist nicht abstrakt, sondern fällt mit Ereignissen in unserem Leben, die uns auffallen, zusammen. Man kann den Text auch mit umgekehrter Kausalität lesen. Weil Jakobs Zeit an diesem Ort vorbei ist, ändert Laban sein Verhalten ihm gegenüber, sodass Jakob denken könnte: Was habe ich denn falsch gemacht, dass er mich auf einmal ablehnt? Nichts hatte er falsch gemacht. Die Zeit war um, und dann ändern sich sogar die Menschen, mit denen man den Ort geteilt hatte. So kommt es zur Trennung.
Bringen wir BARACH (fliehen) in eine andere Reihenfolge, lesen wir CHEREV, das ist ein Schwert oder ein Messer – beide werden eigens dazu hergestellt, Trennungen durchzuführen. Stellen wir das Wort noch einmal um, entsteht CHAVÉR, das ist ein Freund. Allgemein ist es eine Verbindung bzw. die Bildung einer Gruppe, die ähnliche Interessen hat oder sich trifft, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Dazu gehören auch Organe, die durch Gruppierung gleichartiger Gewebe eine bestimmte Aufgabe übernehmen. Alle diese Wörter haben denselben Zahlenwert, sie (er)zählen dasselbe. Folgen wir diesem Zählen zwei weitere Schritte, erhalten wir noch BACHAR, das bedeutet (Aus)Wählen und RACHAV, die Breite, die Verbreiterung bzw. das Raum-Geben. Alles und jeder soll seinen eigenen adäquaten Raum erhalten. Nur so wird alles befriedet und kommt zur Ruhe. Das ist ein wesentlicher Aspekt bei der zweiten Flucht Jakobs.
Mit dem Treffen einer Entscheidung kommen Welten in Bewegung
Als Jakob von Laban weggeht, geht er 3 Tage lang. An diesem 3. Tag erst erhält Laban die Nachricht, dass Jakob weggegangen ist. Davor wurde bereits gesagt, dass Laban weggegangen war, um seine Schafe zu scheren. Die Situation ist also wie folgt:
Nimm den Ausgangspunkt im Zentrum als den Ort, an dem Jakob und Laban zusammen waren, wo Jakob die 2 Frauen bekam und das Vieh vermehrte. Dann bewegt sich Jakob in Richtung Westen und als er 3 Tage lang in diese Richtung vorangekommen war, bekam Laban die Nachricht. Sobald Jakob mit der Flucht beginnt, geht der Berichterstatter, der Laban die Nachricht bringt, in die entgegengesetzte Richtung, also nach Osten. Laban kehrt nach dem Erhalt der Information direkt um und verfolgt Jakob. Die Alte Welt (Laban) gerät in Aufruhr, wenn das Ewige zu ihr hinabkommt, dann aber nicht bleibt, sondern wieder auffährt. Jakob erzählt in seinem Namen, dass er beide Welten (Leah und Rachel) dadurch, dass er liebt (AHAVAH, 1+5+2+5), verbindet. Jakob zählt 182 (10+70+100+2). 182 ergibt sich aus 2 x 7 (Jahre) x 13 (Wert des Wortes „Liebe“).
Und Jakob liebte Rahel und sprach: Ich will dir 7 Jahre dienen um Rahel, deine jüngere Tochter. (Gen. 29:18)
Und Jakob diente um Rahel 7 Jahre; und sie waren in seinen Augen wie einzelne Tage, weil er sie liebte. (Gen. 29:20)
Im Zentrum der beiden Dreiheiten spielt sich alles ab, doch irgendwann, „wenn die Wolle der Schafe gewachsen ist“, kommt es zu einer Trennung. Der Auslöser ist Laban. Er verlässt als Erster den gemeinsamen Ort. Mit einem minimalen Versatz macht sich dann Jakob mitsamt der vier Frauen und der Tierherde auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung.
Zwischen dem 3. und dem 6. Tag existiert der Spiegel, wie er auch zwischen der 1. und 2. Welt besteht. Der Mensch aß vom Baum des Wissens von Gut und Böse, der zum 3. Schöpfungstag und somit zur ersten Dreiheit gehört. Er nimmt die Zweiheit des 3. Tages, die noch zur 1. Welt gehört, in sich auf, während er selbst schon in der 2. Welt, der 2. Dreiheit, lebte. Die 1. Welt bewirkt demnach, dass die 2. Welt fällt.
Der Übergang vom 3. zum 4. Tag ist ein sensibles Geschehen, weil hier eigentlich eine Nahtstelle zwischen zwei Welten besteht. Die typischen Kinderkrankheiten werden mit diesem Übergang vom 3. zum 4. Tag in Verbindung gebracht. Denn Kinder sind Folge des Bruchs, Folge der Ablösung der 1. Welt durch die 2. Welt. Nach 3 Tagen kam es also zum ersten Schock der Begegnung. Jetzt kehrt Laban um und bewegt sich gen Westen, um Jakob zu fangen, was jedoch erst am 7. Tag konkret der Fall ist. Am Nachmittag des 6. Tages sieht er ihn zwar schon, aber dabei bleibt es zunächst einmal. Die visuelle Verbindung lässt das Blut Labans wallen. Wäre es am 6. Tag schon zu einem Treffen gekommen, wäre Jakobs Weg zu Ende gewesen, weil Laban ihn vernichtet hätte.
Laban braucht zunächst 3 Tage, um bis zum Ausgangspunkt zurückzukommen und weitere 3 Tage, um im Westen in die Region Jakobs zu kommen. Laban ist nicht alleine. Er hat seine Brüder mit sich genommen, wodurch er nicht nur ein unbedingtes Interesse bekundet, Jakob zu stellen, sondern auch seine Bereitschaft zeigt, rohe Gewalt anzuwenden. Aus der Sicht Labans ist Jakob ein Dieb, sowie jede echte Erlösung aus der diesseitigen Sicht wie ein Dieb erscheint.
Zwischen dem 6. und dem 7. Tag erscheint Gott Laban im Traum und warnt ihn ausdrücklich davor, mit Worten auf Jakob einzuwirken.
Ramban liest Gen. 31:24 wie folgt:
„Hütet euch, dass ihr nicht mit Jakob sprecht und versprecht, ihn gut zu behandeln, wenn er mit euch von seiner Reise zurückkehrt, oder damit ihr ihm nicht droht, ihm Böses zu tun, wenn er nicht mit euch kommt, denn ich bin es, der ihm befohlen hat, in sein Land zurückzukehren.“
Dieser Traum bricht Labans Kraft, sodass es am 7. Tag zu einer gewaltfreien Begegnung kommt. Laban will jetzt einen Bund mit Jakob schließen, den Bund, der als der von GAL ED bekannt ist.
Frage nicht, ob es sich hier lohnt
Diese Geschichte zeigt das Prinzip des Aufbaus der Welt. Wie leicht wäre es für Jakob, eine Frau von den Töchtern Kanaans zu nehmen! Dann aber hätte der Ivri seine Mission verfehlt. Er ist doch nicht hier, um so handeln, wie alle handeln. „Wie du mir, so ich dir. Was bekomme ich dafür, wenn ich dir helfe?“ Umsonst tun kostet viel. Dazu bedarf es des Weges Richtung Laban. Diesseitig den Lohn zu erwarten ist des Kanaaniters Metier, wovon Isaak sagt: Nein, mach‘ das nicht! Willst du den Sinn dieser Welt erfahren, dann musst du zu Laban nach Padan-Aram. Woanders wirst du die Liebe deines Lebens nicht finden. Es gibt weder einen einfacheren Weg noch eine Abkürzung.
Jakob geht dorthin, um diesen Körper, diese Welt, neu zu bilden und zu formen. Die Seele formt den Körper. Dieses Aufeinandertreffen lässt die Zweiheit nicht nur entstehen, sondern gibt ihr auch eine beachtliche Größe. Jakob kommt zu Laban, weil er auf der Flucht vor Esau ist, vor den alten Welten in ihrem ersten Stadium. Er geht ostwärts zu Laban, d.h. zurück zum Ursprung, um von dort aus eine neue Welt zu bilden.
Genau genommen geht er in den Nord-Osten, bildet dort die Form neu und kehrt danach wieder zurück in den Süd-Westen. Der Norden ist die Seite des Körpers und der Süden ist dessen Endziel. Im Nordosten bekommt er als Mann, als „1“, die Frau, die Hülle, die „2“, die um ihn ist. Jakob hängt seinem Namen nach mit einer Alternative zwischen zweien zusammen und bekommt deshalb auch zwei Frauen, Rachel und Leah, deren Vater Laban (LAVAN) mit dem Mond, LEVANAH, verbunden ist. Der Mond ist der Formgeber für diese Erde. Er umkreist die Erde, so wie ein Elektron den Kern umkreist; der Mond und die Frau haben die gleiche Periode. Rachel weiß diesen Zusammenhang auch in Bezug auf ihren Vater anzuwenden, als es später um die TERAPHIM („Hausgötzen“) geht. In Gen. 31:35 sagt sie ihrem Vater, dass sie nicht aufstehen kann, weil es ihr (wörtlich) „nach dem Weg der Frauen“ geht. Ihre Anspielung auf ihre Periode ist für Laban, der mit dem indirekten (Mond-)Licht der Nacht zusammenhängt, einleuchtend. Sie argumentiert auf eine Weise, die in ihrem Elternhaus sofort verstanden wird.
Wie die Form nur eine Hälfte zeigen kann, so zeigt auch der Mond nur eine Seite von sich, die andere bleibt verborgen. Alles in der Zeit Erscheinende hat eine weitere Seite, die nicht gezeigt werden kann.
Laban war auch der Bruder von Rebekka (RIVKA), der Frau von Isaak. Die Frauen dieser irdischen Väter stammen aus der Sphäre von Laban, dem formgebenden Mond. Und Laban ist listig, so wie die Form listig ist. Dem linken Charakter des Wahrnehmbaren gemäß passiert immer genau das, was man nicht erwartet. Nachdem Jakob 7 Jahre für Rachel gearbeitet hatte, bekommt er von Laban Leah. Rachel bedeutet Mutterschaf und Jakob erwartete nach den 7 Jahren eigentlich die Neue Welt des Lammes, aber Laban sagt: Bei uns (im Osten) funktioniert das nicht so. Zuerst sollst du mit „der Alten“ Eins-werden. Zur Erlangung der Neuen Welt bedarf es einer zweiten Siebenheit. So dient Jakob 2 x 7 Jahre für „die Neue“ (Rachel) und löst dadurch auch „die Alte“ (Leah) von deren Bindung an das Zeitgeschehen, wie es durch den Mond ausgedrückt wird. Das Tun umsonst, das nur aus Liebe und nie aus Kalkül geschehen kann, (er)löst somit die Vergangenheit. Das heißt, dass die Verbindlichkeit aufgehoben wird, was wiederum bedeutet, dass „Labans Herz gestohlen wird“. Auf uns übertragen: Unsere Vergangenheit erzeugt in uns keine dramatischen Empfindungen mehr.
Eigentlich wird Jakob betrogen, aber seine Liebe zu Rachel ist so groß, dass er diese Ungerechtigkeit imstande ist zu ertragen. Rachel ist damit die Schlüsselfigur in dieser Erzählung.
Die Form bedingt die Zweiheit und sie gibt genau vor, wie der Ablauf ist. Wenn ein Mensch sich nach der Welt des Lammes (Rachel) sehnt, muss er – ob er will oder – sich zunächst einmal „der Alten“ (Welt / Leah) hingeben. Diese Hingabe an „die Alte“ ist nicht nur ein einziges Mal, sondern immer wieder. Sieben Kinder bringt Leah hervor (6 Söhne und eine Tochter gebiert Leah aus der Verbindung mit Jakob). Man erkennt hierbei leicht die Struktur einer Woche (6 + 1). Das Hebräische hat für eine Woche kein eigenes Wort; Woche heißt einfach nur „Siebenheit“ (SCHAVUA).
Bestimmte Orte wecken bestimmte Erinnerungen
Bei Laban bekommt Jakob also die Formgeber, die Frauen und mit ihnen die Kinder, die zusammen die Zeit formen. Das sind die 12 Söhne, die die 12-Teilung des Himmels, der Zeit, ergeben. Der 12. Sohn (Benjamin) kommt zwar erst später, doch gibt es bereits ein 12. Kind, das während des Aufenthalts bei Laban geboren wird. Es ist eine Tochter, die Dina genannt wird. Dieses 12. Kind zeigt Auffälligkeiten im Geschlecht. Im Mutterleib ist das 7. Kind Leahs zunächst männlich, was durch Leahs Bitten geändert wird, weil sie Rücksicht auf ihre Schwester Rachel nimmt, die doch einen Sohn hervorbringen soll. Das 7. Kind wird dann als Mädchen mit Namen Dina am Orte Labans als 12. Kind Jakobs geboren. Erst in Kanaan wird sie (wieder) männlich, sie wird zu Benjamin. Deshalb gab es später auch eine Verbindung zwischen einer Tochter Dinas und Josef, Rachels Sohn; das Männliche und das Weibliche werden schließlich wieder eins, sowie der Mensch, HaADAM, zu Beginn auch männlich und weiblich in einem ist. Äußerlich betrachtet kann man hier kaum folgen, weshalb die Bibel es im Original immer nur andeutet. Es genügt, zu wissen, dass das Geschlecht des Zwölften abhängig vom Ort ist.
Irgendetwas scheint mit der 12 hin- und hergerissen zu sein. So verwundert es nicht, dass der Verräter im NT in allen 3 Evangelien, die die Namen auflisten, Judas Iskarioth, an 12. Stelle steht. Das zu Iskarioth ins Griechische verballhornte ISCH KRIOTH ist der „Mann des Risses“. Die 12 hat diesen Charakter, weil sie am Übergang zur 13 steht und 13 zählt nicht nur das Wort Liebe (AHAVAH, 1+5+2+5), sondern auch die Zahl 1, wenn man sie spricht (ECHAD, 1+8+4). Liebe und Einheit haben einen ganz klaren, außer zeitlichen Charakter. Zur Hervorbringung des Konkreten und Erlebbaren, muss diese Liebe jedoch den Weg Jakobs, also den Weg der Alternative gehen, der um der Erlösung der Alten Welten unumgänglich ist. Von der Liebe zu Rachel gezogen, überwindet das Ewige im Menschen alle Widrigkeiten des Lebens „diesseits des (Zeit)Stromes“. „Weiblich-Werden“ heißt mit anderen Worten „vergessen“. Sich wieder zu erinnern bedeutet „Männlich-Werden“.
Jakobs Gang zu Laban geschieht in erster Linie um einer einzigen Frau willen. Sein Vater Isaak, der ihn dazu ermuntert, ging diesen Weg nicht. Dessen Vater Abraham veranlasst seinen Diener Elieser in diese Region zu ziehen, die als die frevelhafteste überhaupt galt, um für Isaak eine Frau zu holen. Die Vorsehung bestimmt Labans Schwester Rivka (Rebekka) zur Frau Isaaks. Sie gilt als die Lilie unter den Dornen, als die Edle, die einem lasterhaften Hause entsprungen, ohne dessen Abarten weiterzutragen. „Was einmal geht, geht auch zweimal …“, könnte man Isaak in den Mund legen. Wenn Rivka dort unbeschadet aufgewachsen ist, so wird auch für dich, Jakob, so eine edle Perle in dieser Region geboren sein.
Komisch nur, dass Isaak eigentlich ein Anhänger seines Sohnes Esaws (Esaus) war, den er jedoch nicht nach Padan-Aram schickt. Esaw trägt das Wesen Labans in sich, „so wie es oft der Fall ist, dass ein Sohn das Verhalten des Bruders der Mutter in sich trägt“, wie es in einem Midrasch heißt. Isaaks Sohn Esaw hat charakterlich eine auffallende Nähe zu seinem Onkel Laban. Auch wenn Rivka selbst als Lilie gilt, so bringt sie mit Esaw doch die Alte Welt erneut in die Gegenwart. Diese Geschichte offenbart, wie komplex Zeiten und Welten miteinander verflochten sind. Was sich oberflächlich wie eine Familiengeschichte in ihrer ganzen Dramatik liest, öffnet einen Zugang zu unseren eigenen Dramen, deren Ursachen nie auf das Messbare in unseren wenigen Lebensjahren hier reduziert werden können.
Das Böse ist dumm
Laban ist auch das hebräische Wort für die Farbe „weiß“. Das klingt zuerst einmal sehr positiv, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Weiß gehört genau wie schwarz in den Bereich des Dunklen – beide haben kein eigenes Licht, doch reagieren sie unterschiedlich darauf, wenn das Licht natürlich ist. Eine weiße Oberfläche reagiert bei Sonneneinstrahlung wenig bis gar nicht, während eine schwarze Oberfläche das Licht absorbiert und warm oder sogar heiß wird. Auf Licht nicht zu reagieren, wird als äußerst dumm beschrieben. Solchen Menschen kann man die größten Weisheiten mitteilen und sie sagen: „Aha, interessant“, aber in ihnen bewegt sich rein gar nichts. Sie ändern sich nicht und bleiben kalt. Keine Bereitschaft zu zeigen, sich ändern zu wollen, ist ein Merkmal von Menschen, die gleichwie Laban als stur und arrogant gelten. Sie reflektieren außergewöhnlich und vielversprechend, bleiben ihrem Wesen nach aber kalt und frönen einem ungebrochenen Stolz.
Der nach außen finster Anmutende, reflektiert quasi nichts, aber er saugt das Licht auf und wandelt es in Wärme um.
Was ist eines Menschen Urteil wert? Bis heute lobt und huldigt man den Labans dieser Welt, obwohl sie durch und durch Lügner sind. Der Messias wird nur bei den „Finsteren“ erkannt. Die „Hellen“ nageln ihn ans Kreuz. Wer wohin gehört, ist an der Reaktion erkennbar. “Ach ja, interessant …”
Laban, das Weiße, ist tiefsinnig wie ein weißes Blatt Papier … aber es bedarf eines solchen, um mit Tiefschwarzem darauf zu schreiben. Erst der Kontrast lässt erkennen, gibt Klarheit und berührt die Herzen. Echtes Erkennen macht schlagartig hellwach.
Jakob kennt die Bedeutung des Tieres
Das ungefleckte Vieh kann Laban behalten, und Jakob sagt, er wolle nur das gefleckte oder gestreifte, das also die Markierungen, die Unterbrechungen, den Bruch der Zeit hat. Laban nimmt daraufhin alles mit, was so aussieht, als ob es die Zeit aus sich hervorgebracht hätte. Damit ist Laban auch sehr einverstanden. Jakob überlässt er das, was sich nicht so richtig erklären lässt, und deshalb den Charakter der „1“ hat. Erneut offenbart Laban seine beachtliche Dummheit, weil er nicht anderes kann, als ausschließlich zeitlich zu agieren.
Jakobs Strategie lag darin, dass er die Tiere mit dem Prinzip der Schöpfung konfrontierte. Typisch für den Ivri ist, dass er nie nach dem heutigen Stand der Forschung, sondern stets nach dem Ursprung und den von dorther erzählten Prinzipien fragt. Jakob weiß, dass die Tiere weder im Labor noch durch arbiträre Prozesse entstanden sind.
Dort, wo sie tranken, stellte er Hölzer verschiedener Bäume in die Tränkrinnen, die er präpariert hatte. Konkret schälte er Streifen in die Hölzer, was sich im hebr. Original als „Entblößung des Weißen“ liest. Die Stöcke hatten eine dunkle Rinde, wie es bei Bäumen üblich ist, doch Jakob entfernte diese Hülle streifenweise und zeigt den Tieren damit: „Schau mal, woraus das Innere des in der Zeit Gewachsenen besteht!“ Die Tiere sehen nun die von Jakob zuwege gebrachte Maserung: verborgen, offenbar, verborgen, offenbar usw. So formt er das Vieh durch die Pflanze, die Pflanze im Wasser.
„Na, ihr Tiere, erinnert ihr euch? Wisst ihr noch etwas vom 3. Schöpfungstag?“ Dieser hat auch den Charakter der Zweiheit, genau wie Jakob. Zweimal heißt es dort WA’JOMER ELOHIM. Beim ersten Mal sammeln sich die Wasser und beim zweiten Sprechen Gottes kommen die Pflanzen und mit ihnen auch der Baum des Wissens. Dieser 3. Tag ist die Basis für das Kommen der Tiere des 6. Tages. Am 6. Tag erscheint auch der Mensch, dessen Körper mit dem des Tieres verbunden ist. Die gestreiften Hölzer im Wasser bewirken nun, dass gefleckte Tiere hervorkommen.
Das Tier, das Jakob formt, war vor allem das erste MAZAL (מזל), das erste Bild des Tierkreises, der Widder. Denn Schafe stehen in der Tat für den Anfang der Zeit, der mit einer Verhüllung zu tun hat. Die Hülle der Schafe, ihre Wolle, wächst unablässig und spielt auch eine wichtige Rolle bei der Verhüllung des Menschen.
Das erste Bild des Tierkreises hat – etwas allgemeiner gesprochen – mit dem Haar zu tun. Die Zeit beginnt also mit einem Tier, das ganz in seiner Erscheinung auch die Zeitform hat. Diese Tiere bilden die Hauptsache dessen, was Jakob bewirkt. Die Ziege, das 10. מזל, also das 10. Bild des Tierkreises, hat auch wieder diesen Haarcharakter.
Die 10 ist die 1 auf einer neuen Ebene, einem höheren Niveau, könnte man sagen, was der Vollendung der ersten Windung einer Spirale gleichkommt. Jakobs Intension ist die Verbindung des Körperlichen mit dem Ursprung, dessen Ausdruck er ist.
Etwas Totgeglaubtes kommt in Bewegung
Und Laban war gegangen, um seine Schafe zu scheren.
– Gen. 31:19
Labans Weg geht Richtung Alte Welt, wo die Schafe geschoren werden sollen. Er will das entfernen, was das Tier, die Ur-Form des Beweglichen, zunehmend verhüllt. Scheren heißt auf Hebräisch GAZAZ, 3+7+7, worin man auch einen Bezug zu Jakob, dem Dritten in der Reihenfolge der Erzväter und der Anzahl der 2 x 7 Jahren für seine beiden Frauen erkennen kann. GAZAZ zählt 17, womit immer das Ende einer Phase ausgedrückt wird. Laban will die Schafe wieder enthüllen und „glätten“. Genau jetzt zieht Jakob in die entgegengesetzte Richtung, um das Erworbene mit einer neuen Welt zu verbinden. Mit dem Beginn der Schöpfung bewegen sich auch die alten Welten. Wenn eine Phase beendet ist, kommt eine große Ruhelosigkeit. Der Mensch hält es dann an seinem Ort nicht mehr aus.
Der Weg von 3 Tagen in der Zeit, der notwendig zur Bildung der „1“ ist, und in der die alten Welten das Signal einer neuen Schöpfung erhalten, ist abgeschlossen. Deshalb erfährt Laban nach 3 Tagen von Jakobs Aufbruch und setzt sich ebenfalls in Bewegung. Der 3. Tag ist der Tag des ersten Treffens, auch wenn es sich zunächst nur um eine Information handelt. Wenn am 3. Tag der Baum, der Frucht macht, kommt, gibt es noch keinen Menschen, der diesem Baum begegnen könnte. In der Geschichte von Jakob und Laban ist das am 3. Tag auch nicht der Fall.
Erst am Ende des 6. Tages sieht Laban Jakob von Ferne. Dieses Fernsehen hat den Tier-Charakter – Laban kann nur zuschauen, aber ihm sind die Hände gebunden. Es geht ihm um die Tiere, die will er haben. Er selbst ist wie die Schlange, die am 6. Tag auf den Menschen in seiner körperlichen Erscheinung (Frau) stößt. Beide repräsentieren die alten Welten, die sofort in den Angriff übergehen. Doch der Mensch wurde in der Zeit verborgen und so wurde Jakob von Gott vor Laban beschützt. Denn nun kam am 7. Tag der Bund von GAL ED, das ist Gilead. Gilead liegt in Manasse im Norden Kanaans, jenseits des Jordans. Manasse, MENASCHE, hat dieselben Buchstaben wie NESCHAMA. Als Ruben und Gath, der 1. und der 7. Stamm, die andere Seite des Jordans besetzen wollten, d. h. in dieser Welt bleiben wollten, da dieser 7. Tag diese Welt ist, wurde ihnen von Gott die Hälfte des Stammes Manasse zugeteilt.
Als dem 7. Tag diese Erde gegeben wurde, wurde dem Menschen von der anderen Seite die Neschama, die Seele, gegeben, von der ein Teil im Himmel verbleibt, wodurch der Mensch sozusagen an den Himmel gekettet ist. Wie also die Seele dem Menschen hier das Leben und den Sinn für die andere Welt gibt, so gibt der halbe Stamm Manasse, von dem die andere Hälfte im Land selbst war, dem ersten und siebten Stamm die Kraft, sich dort zu erhalten. Und dort, in der Region der Seele, wurde die Grenze zwischen Jakob und Laban gezogen.
Laban ist der Formgeber, derjenige, der den Körper in der Zeit formt. Dieser Formgeber kann nur bis zu einem gewissen Grad wirken und nicht bis in den eigentlichen Bereich der Seele vordringen. Er hat zwar einen kleinen gemeinsamen Teil mit ihr, denn wir sehen auch, dass sich das Leben der Seele und das des Körpers manchmal überschneiden, aber die formende Kraft kann nicht über diese Grenze hinausgehen. Diese Zweiheit ist das Wunder des 7. Tages. Körper und Seele existieren mit einer kleinen Überschneidung nebeneinander, können jedoch nicht in den Hauptbereich des jeweils anderen eindringen.
GAL ED (Gilead) besteht aus 2 Wörtern. GAL, 3+30, ist eine Anhäufung, ein Steinhaufen und eine Welle. Rückwärts gelesen gibt das Wort den Hinweis „zur 3“, wohin eine Vermehrung durch Einswerden von Zweien führen kann. Kinder stehen nicht für eine explodierende Vielheit, sondern für ein Zurückkommen zur Einheit. Jeder von uns steht an der Spitze von 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern usw. Mit dem Erreichen der 10. Generation ist – alle Eltern und deren direkte Vorfahren zusammengerechnet – die 1000 schon überschritten. Bei der Entstehung des Körpers ist es genau umgekehrt. Hier entsteht die Vielheit nicht gegen, sondern mit der Zeit.
GAL zählt 33, die genauso mit einer Aufrichtung zu tun haben wie die 33 Wirbel unserer Wirbelsäule.
ED, 70+4, ist das Zeugnis, es ist das In-die-Zeit-Kommen des Körpers. So weit kann der Körper kommen, der Rest ist für Jakob vorherbestimmt. Es ist also eine Mischung aus GUPH (גוף) und NESCHAMAH (נשמה), Körper und Seele. Diese Vermischung bleibt in der Welt jenseits des Jordans bestehen. Bis dorthin kann die Form vordringen, in das Land selbst kann sie nicht vordringen. Deshalb wird der 7. Tag „der Tag der Welt der 2“ genannt, weil dort jeder der beiden Seiten ihr Gebiet zugewiesen wurde. Gilead liegt im Norden, dem Ort des Körpers. Ein wenig in den Norden kann Laban eindringen und er wird von dort aus befruchtet, sodass der Körper existieren kann. Aber die Macht des Körpers wird von Jakob begrenzt und eingeschränkt. Körper und Seele verhaken sich ineinander, so wie Gilead sich in das Land Jakobs verhakt hat.
Die Thora entlarvt die menschliche Weisheit als Lüge
Wir sehen diese Beziehung, auch Maße und Abstände betreffend, in jedem Menschen selbst. Diese Geschichte vom Bund am Gilead gibt Auskunft darüber, wie weit der Körper gehen kann und wo die Grenzen seiner Sphäre liegen. Jedes Organ zeigt, wie es bis zu einem gewissen Grad von der Seite der Materie bestimmt wird, während das meiste davon eine Mischung aus zwei Kräften ist. Die Art, wie der Körper aufgebaut ist, seine Haltung, seine Organe, deren Bildung und Erneuerung, und nicht zuletzt das Zusammenwirken aller Komponenten hängt unmittelbar mit der Seele und deren Eigenschaften zusammen. Jeder Mensch ist Ausdruck dieses 7. Tages, weil sowohl das eine als auch das andere in ihm lebt.
Wenn man das Maß des GAL ED und seine Zeit kennt, dann weiß man mehr über den Aufbau und die Kraft des Körpers, als wenn man den Körper nur rein materiell erforschen würde. Es gibt eine Grenze zur Region der Seele, die man nicht durch Schlussfolgerungen aufgrund von Messungen und Beobachtungen durchbrechen kann. Das Wort Gottes offenbart, wie das Sichtbare und das Unsichtbare zusammenhängen. Das Wesentliche kann nur auf diese Weise angegangen werden. GAL-ED sagt doch: Die Form bezeugt es. Sie zeugt von mir selbst.
Jedes Organ, jede Zelle meines Körpers bezeugt etwas von dem, was und wer ich bin.
Körper und Organe auf rein materieller Ebene verstehen zu wollen, zeigt eine grobe Unkenntnis des Geheimnisses unseres Lebens. Organe und Gewebe sind und bleiben mit demjenigen verbunden, in welchem sie gewachsen sind. Kein Zauberer dieser Welt kann diese Verbindung aufheben. Jeder Zelle unseres Körpers sind die Prinzipien der Schöpfung eingraviert. In der Multiplikation (Vermehrung) bewahrheitet es sich immer wieder neu, dass diese Prinzipien durch alles hindurchwirken. Laban fühlt sich von Jakob betrogen, wie „die in weiß“ sich vom Leben betrogen wähnen, weil sie trotz intensivem Studium nicht wirklich verstehen, wie die Welten miteinander verhakt sind. Ständige Mutationen sind Labans Argumente, aber sie sind keine. Es sind Behauptungen der OLAM Ha-SCHEKER, der Welt der Lüge. Jakob zeigt, wie man damit umgehen sollte.
Ja, Laban, wohlmeinende Worte entfliehen dir, aber inwendig bist du voller Stolz und Arroganz. Wahre Erkenntnis lässt dich kalt, deine Arroganz verbietet dir auch eine Regung zugunsten des Lebens. Aber, das sei dir zugestanden, du hast zwei Töchter, zweier Welten Vater bist du, und beide werde ich dir nehmen, denn dazu bin ich hierhergekommen. Dein Einfluss geht bis GAL-ED, nicht weiter. Sogar die vermeintlich dumme Form zeugt von mehr, als dir bekannt ist – aber das verstehst du nicht.
Dein Name kann man auch „zum Sohn“ lesen (LEVÉN, 30+2+50 ), und so bist du wie ein Judas Iskariot doch auch ein Wegweiser hin zum Heiligen (Apg. 1:16). Wie könnte man dich verurteilen? Aber Laban, unter wessen Tisch hast du deine Füße ruhen lassen, als du dich in jungen Jahren gesättigt hast? War nicht Bethuel, der König von Aram, dein Vater? Fein hast du ihn geehrt, wie man Vater und Mutter ehrt, aber er war ein Frevler und wer einen solchen ehrt, vermehrt das Böse. Warst du nicht selbst Zeuge, als er verhindern wollte, dass Elieser Rebekka aus ihrem Umfeld löst und Isaak zuführt?
Wie dein Vater Bethuel noch in derselben Nacht starb, erinnerst du dich noch? War er nicht dafür bekannt, dass er alle Frauen, die in seinem Reich der Ehe zugeführt wurden, in der Hochzeitsnacht als Erster deflorierte, aber bei Rebekka, seiner eigenen Tochter, sprach Gott: „Halt, du Frevler, bis hierhin und nicht weiter!“ Und so aß er das Gift selbst, das er Elieser zugedacht hatte, weil ein Engel die Teller vertauschte; ja, Verwirrung kann auch angeordnet sein, um Leben zu retten.
So wie Gott bei Bethuel zugunsten Rivkas eingriff, griff er bei Laban zugunsten Jakobs ein und zerbrach diesen ebenso wie einen Judas Isakarioth. Die mit Zeit rechnen, werden von dieser schließlich angegriffen und niedergerungen. Der Mensch soll die Qualität des Ewigen in ihr erkennen, dann ist ihre Macht sofort gebrochen.
Gott bricht die Linie der Ungerechtigkeit durch die Töchter, die als Mütter der Seele eine Wohnung geben, wissend, dass das Leben in der Zeit von Kampf, Streit, Krieg, Betrug, Enttäuschung, Verlust, Krankheit und Tod geprägt sein würde. Das Leben zeichnet, graviert, bringt das Schwarze auf das Weiße, sodass alle lesen können, woher es kommt und wohin es geht. Wer es sachlich erklären kann, lebt nicht.
Das Leben gibt keine schnellen Antworten und verrät dem, der wissen will, nichts. Wer es aber annimmt, dem öffnet es sich auf dem Weg.