Im Handeln zugunsten anderer steckt etwas Heilsames

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Und Ha-Schem sprach weiter zu ihm: Stecke doch deine Hand in deinen Gewandbausch. Und er steckte seine Hand in seinen Gewandbausch; und er zog sie heraus, und siehe, seine Hand war aussätzig wie Schnee.
Und er sprach: Tu deine Hand wieder in deinen Gewandbausch. Und er tat seine Hand wieder in seinen Gewandbausch; und er zog sie aus seinem Gewandbausch heraus, und siehe, sie war wieder wie sein Fleisch.

2. Mose 4:6-7


Mose wird aufgefordert, seine Hand in seinen chek, 8+10+100, „kommen zu lassen“. Chek übersetzt man mit allerlei Begriffen wie Schoß, Busen, Gewandbausch, auch „das Innere, die Vertiefung, wo das Feuer brennt“ ist eine Übersetzung dieses Wortes, doch eigentlich geht es noch um etwas anderes. Chek als chok ausgesprochen ist das Gesetz im juristischen Sinne. Dieses Gesetz hat direkt mit dem Wissen zu tun, wie es sich auch in den Zahlen zeigt. Chek, 8+100 (die Jod wird nicht gesprochen und auch im Bibeltext bei diesem Wort mehrfach weggelassen), hat die 108 und das ist der Athbaschwert von da’ath, dem Wissen; der Baum des Wissens ist der ez ha-da‘ath. Chek kommt zum ersten Mal in 1. Mose 16:5 vor, wo Sarai Abram beschuldigt, dass sie nun aus der Sicht Hagars geringer geworden ist, weil Sarai Hagar in Abrams Schoß (chek) gegeben hat und sie dadurch schwanger wurde. Dadurch wurde Hagar zur rechtmäßigen Frau Abrams, erhöhte ihr Niveau also von einer schiphcha (Magd) zu einer ischah (Frau). Der aus dieser Begegnung mit dem chek (Schoß) entstehende Sohn (Ismael) wird geboren, wenn Abram 86 Jahre alt ist (1. Mose 16:16). Das ist auch der Zahlenwert von elohim (1+30+5+10+40), dem Name Gottes, der auf der Seite des Naturgesetzes steht.

Mit chek wird ein Recht auf sich selbst beansprucht. Wenn das Handeln diesem Beweggrund folgt, wird es kalt, berechnend und abstoßend. Woher nimmt ein Mensch eigentlich das Recht auf die Stillung seiner eigenen Bedürfnisse? Gibt es irgendwo ein Buch, worin festgehalten ist:

  • Mir steht es zu, immer gesund zu sein.
  • Ich habe das Recht auf Wohlstand.
  • Die Menschen sind verpflichtet, mich zu ehren, usw.

Zwar hat man durch irdische Gesetzgebungen versucht, solche Rechte umzusetzen, aber wirklich funktionieren kann es nicht, weil kein Mensch Besitzer des Leibes und des Lebens ist, maximal ist er ein Verwalter. Wenn ein Mensch Besitzer seines Körpers wäre, bräuchte er ihn niemals zurückgeben, denn was man besitzt, darauf sitzt man und das entspricht im Hebräischen dem Bleiben (joschev, 10+300+2).
Jede Sekunde kann Gott die Seele zurückfordern, was ist dann mit diesen vorgeblichen Rechten?
Dieses Buch gibt es nicht, weil es keine derartigen Rechte gibt. Deshalb kämpfen die Spezies der Natur quasi bar jeder Barmherzigkeit um ihr Überleben. In einem aus diesen Beweggründen motivierten Kampf unterwirft sich ein Mensch einem Gesetz, das das Leben in ein Überleben umfunktioniert. Alles, was wir haben, wurde uns geschenkt, auch wenn wir – selbstverständlich! – mitgewirkt haben, so ist doch alles erwachsen im Nährboden der Gnade Gottes.
Schau Mose, was ist aus deiner Hand geworden, jetzt wo du sie zu dir hinwendest, wenn dein Handeln deinen eigenen Gesetzen unterliegt? Sie ist aussätzig, weiß wie Schnee! Schnee ist das diesseitige Weiß, das zwar Ausdruck einer Ruhe und eines Friedens ist, aber auf eine kalte Art und Weise.
Woran macht man fest, dass Mose in erster Linie nur an sich denkt? Weil er zuvor sagt:

Aber siehe, sie werden mir nicht glauben und nicht auf meine Stimme hören; denn sie werden sagen: Ha-Schem ist dir nicht erschienen.

2. Mose 4:1

Mose unterstellt unbegründet, dass man ihm sowieso nicht glauben wird, und aufgrund dieses Einwandes sollte er die Erfahrung mit seiner Hand machen, so ein Midrasch.
Siehe Mose, deine Hand zeigt nun die Verbindung der materiellen Orientierung (zur, 90+200, die Form) mit dem Bösen (ra, 200+70), denn das Verb, wovon zora’ath (Aussatz) abgeleitet ist, zeigt das schon in seinem Aufbau: zara, 90+200+70.

Und er (Ha-Schem) sprach: Tu deine Hand wieder in deinen chek. Und er tat seine Hand wieder in seinen chek; und er zog sie aus seinem chek heraus, und siehe, sie war wieder wie sein Fleisch.

2. Mose 4:7

Wer mit seinem eigenen Handeln, das im Unglauben geschah, konfrontiert wird, könnte zur Einkehr und Umkehr gelangen, welche bewirken, dass das Handeln jetzt a priori zum Wohle anderer vollzogen wird. Darin liegt etwas sehr Heilsames.
Für das „wieder“ steht im zitierten Vers jedes Mal das Wort schuv, 300+6+2, das „umkehren“ bedeutet. Hilf anderen, dann wird dein Handeln zur Botschaft:
„… und er zog sie aus seinem chek heraus, und siehe, sie war wieder wie sein Fleisch.“
Fleisch und Botschaft sind im Hebräischen nahezu identisch (bassar / bessurah). Im Handeln für andere wird dem Feuer der Verleumdung der Sauerstoff gekappt und das Vertrauen in Gottes Wort gestärkt, das doch nicht lügen kann und allzeit bereit ist jedem Menschen zu helfen, der dazu offensteht.

Die Reihenfolge ist: gesunde Hand > aussätzige Hand > gesunde Hand. Das ist auch der Weg in der Welt: Solange wir auf dem Weg sind, begleiten uns Leiden, Sorgen und Ängste, doch in dem Zeichen, das Mose gegeben wird, zeigt sich, dass es gut ausgehen wird.

Nach F. Weinreb, NL, Notizen