In Ägypten kann man Gott nicht nahen

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Friedrich Weinreb in Das Opfer in der Bibel

Für den Auszug aus Ägypten wird nur ein einziges Motiv angegeben: Wir wollen ein Opfer bringen, ein »korban«, nichts weiter, und das geht nur außerhalb Ägyptens. Es besteht also beim Menschen selbst der Drang, ein »korban« zu bringen. Das ist der Beweggrund für den Auszug. Und man nimmt all diese Habe in Ägypten in Besitz, man nimmt alle Reichtümer Ägyptens in sich auf, um sie als »korban« zu bringen. So wird der Mensch in diesem Leben gesehen. Er sammelt hier, er baut hier auf. Die Welt zwingt ihn, dies und jenes auch noch mitzunehmen und mit diesem oder jenem wegzugehen. So wird der Mensch mit Dingen beladen, um sie als »korban« zu bringen. Aber alle, die in Ägypten schwelgen, die es herrlich und wunderbar finden, in der Zweiheit zu leben, die bleiben in Ägypten, können kein »korban« bringen, können kein »korban« sein. Nur wer durch eigene Wahl so geworden ist, dass er zu denen gehört, die das »korban« bringen können, kommt aus Ägypten heraus. Dass man aus Ägypten auszieht, bedeutet also, dass man befreit wird, weil man für das »korban« reif ist, weil also der Körper das »korban« bringen kann. Das bedeutet, aus Ägypten herauszukommen. Und auch die Erlösung kommt auf die Weise, dass der Mensch selbst dafür gar nichts zu tun braucht und auch nichts tun kann und nichts tun darf. Denn die Erlösung kommt, weil alles bereit ist, aus Ägypten auszuziehen.