Friedrich Weinreb in Traumleben IV
Wenn deine Arbeit, dein Alltag, das Ziehen der Sehnsucht hat, dann erlebst du, dass das Haus sich baut. Du musst es nicht leisten, selbst schaffen wollen. Es entsteht aus deinem Hingezogensein, deinem Bezug zum Alltag, deiner Freude. Es fließt aus deinen Händen, wie ein Kunstwerk dem Maler aus dem Pinsel fließt, dem Dichter aus der Feder, dem Bildhauer durch die Hand sich formt. Wenn der Künstler konstruierend eingreift, missrät es.
Es träumt sich, wie man sagt. Das ist der Übergang vom Bewussten zum Unbewussten; im Unbewussten darf nicht mehr Last getragen werden. In der »Fron« des Alltags trägst du die Last gern, denn es »zieht« dich, du hast Beziehung, du liebst. Dein Dienst, heißt es, sei nicht der Dienst eines Knechtes, der es um des Lohnes willen tut, sondern der des Freien, der es gern tut, aus Liebe. Bei Tag bringst du Tribut, trägst die Last, in der Nacht baut es sich. Das Intellektuelle kann schwere Last sein, das Studium unter Seufzen vor sich gehen. Es gibt aber auch ein Studieren, das zur Quelle der Inspiration wird, einen Dienst in Freude während des Alltags; dann allerdings kommt die Erkenntnis von selbst hervor, gezogen von der Sehnsucht.