Korruption und Enteignung

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Ex. 32,1 Und als das Volk sah, dass Mose zögerte, vom Berg herabzukommen, da versammelte sich das Volk zu Aaron, und sie sprachen zu ihm: Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen!

Das mit „zögern“ übersetzte Wort ist identisch mit „sich schämen“ (בוש). Nach einer Offenbarung, wie es hier bei Mose der Fall ist, fühlt sich der Übergang in den Alltag wie eine Erniedrigung an.
Eigentlich ist der ganze Weg des Menschen durch die Zeit wie eine Erniedrigung, weil wir oft nicht verstehen, was wir „hier unten“ überhaupt sollen.

Sinai (סיני), der Ort der Offenbarung, wird im Midrash mit dem Wort Sina (שנא), dem Hass, verbunden. Es heißt, dass die Thora dann gegeben werden muss, wenn der Hass unter den Menschen zunimmt. Die Seele der Menschen, „Israel“, soll daran erinnert werden, dass noch eine Ruhe vorhanden ist (Hebr. 4:9). Mose zögert, er schämt sich, woraufhin Gott sagt: Steig (jetzt endlich) herab! (Ex. 32:7)

Das hebr. LEKH (לך) für „geh’!“ oder „steig’!“ kann man auch LEKHA lesen, wodurch es als Befehl heißen würde: Herunter zu Dir! Denn es geht um Deine Seele „da unten“, deren Verbindung weitreichender ist, als wir es ahnen.
Das „Volk da unten“ kannte mittlerweile nur noch Korruption (King James: they have corrupted themselves). Umgekehrt könnte man sagen, dass wenn Korruption, Hass und Enteignung (Ex. 32:2) zunehmen, zur selben Zeit ein Mose woanders in Kontakt mit Gott steht, um bald die katastrophalen Zustände zu beenden. Als Mose dann tatsächlich herabsteigt, ist auf einmal wieder von Joschua die Rede, der ihn begleitet (Ex. 32:17). 8 Kapitel lang las man nichts von ihm. Wenn der Mensch sich überwindet, um der Thora willen „hinabzugehen“, geht er nie alleine.