Am Tag Eins der Schöpfung wird das Licht (OR, 1+6+200) in den Versen 3 bis 5 (Gen. 1) 5x genannt.
Und Gott sprach: Es werde Licht (1)! Und es wurde Licht (2). Und Gott sah das Licht (3), dass es gut war. Und Gott schied das Licht (4) von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht (5) Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: Tag Eins.
Am 4. Schöpfungstag wird das Wort Licht bei der Erschaffung der Himmelskörper wiederum 5x genannt (Verse 14 bis 16), jedoch mit einer MEM zu Beginn ergänzt. Aus OR wird am 4. Tag ME’OR (bzw. ME’OROTH im Plural).
Und Gott sprach: Es seien Lichter (1) an der Himmelsfeste, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre dienen, und zu Lichtern (2) an der Himmelsfeste, dass sie die Erde beleuchten! Und es geschah also. Und Gott machte die zwei großen Lichter (3), das große Licht (4) zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht (5) zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne.
Die einleitende MEM ist auch die Präposition „von“, weshalb man es so versteht, dass alle Lichter der Welt der 4 (des 4. Schöpfungstages) ein Teil „von“ dem eigentlichen Licht der 1 (des Tages 1) sind. In der 4 leuchtet nichts aus sich selbst.
Das Licht vom JOM ECHAD (Tag Eins) ist ein verborgenes Licht, wie es heißt. Dazu ein Zitat aus dem Sohar:
Merke ferner das Folgende: Als der Allheilige daran war, Welten zu erschaffen, da ließ Er ein verborgenes Licht ausgehen – aus diesem entspringen all jene Lichter, die offenbar werden. Zunächst entfalten und schaffen sich aus jenem die übrigen Lichter – sie bilden die obere Welt. Aber jenes höchste Licht breitete sich noch weiter aus und bildete eine Art von Licht, welches nicht leuchtet – dieses ist der Urgrund der unteren Welt. Und dieses nicht leuchtende Licht, wie es der Verbindung mit der oberen Welt bedarf, um zum Leuchten zu kommen, vermag dies nur durch Vermittlung der unteren Welt. Aus der Verbindung mit der oberen Welt aber gibt es Entstehung zahlreichen weiteren Wesensheeren und Scharen, die den höheren dienstbar sind. Darum heißt es: »Wie viel sind Deine Werke, JHWH, sie alle hast Du in Weisheit gemacht, voll ist [auch] die Erde Deines Eigens.«
Was auf der Erde ist, ist auch in der Höhe. Es ist kein noch so geringes Ding in dieser Welt, das nicht abhängig wäre von einem Wesen, das darüber gesetzt ist. Und wird das untere Ding in Bewegung gebracht, dann auch jenes obere, das darüber gesetzt ist, denn alles ist wechselweise miteinander verbunden und geeinigt.
Friedrich Weinreb schreibt über das Licht vom Tag 1 und die Lichter vom 4. Tag:
Eine alte Erklärung sagt, dort wo der Mensch ewig ist, schaut er durch alle Zeit hindurch, ist er überall, wo Raum ist; denn er füllt die ganze Schöpfung. Das große Licht der Schöpfung geht bei ihm ein und aus. Aber dort, wo der Mensch sich auf dem Weg befindet, dort, wo dieses große Licht verborgen ist, lebt er in dem, was man Gegenwart nennt, lebt er also in unendlich vielen Phasen. Und er sieht nur den Moment der jeweiligen Gegenwart, und er ist nur an dem Ort, wo er sich in dieser Gegenwartssituation befindet.
Weinreb, Begegnungen mit Engeln und Menschen
Das Licht, das zuerst kommt, ist kein Licht, welches man hier direkt zeigen könnte. Es ist verborgen, verborgen in der Schöpfung und verborgen in uns selbst. Sobald ein Mensch spürt, dass sich eine dunkle Phase in seinem Leben auflöst, es hell wird, leicht wird, der Druck, den er permanent als so belastend empfand, weicht, erfährt er die Wirkung dieses Lichtes der EINS.
Alle Lichter, die direkt wahrnehmbar und in diesem Sinne auch erkennbar oder sogar beweisbar sind, sind nicht die Quelle des Lichtes, sondern lediglich „Zeugen“ des verborgenen Lichtes. Dem „Ich bin das Licht der Welt“ (Singular “Ich”) steht das „Ihr seid das Licht“ (Plural “Ihr”) gegenüber. Und von Johannes dem Täufer als Einzelnem heißt es:
Dieser kam zum Zeugnis, damit er von dem Licht zeugte, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern damit er von dem Licht zeugte.
Johannes 1:7-8
Als Menschen können wir insoweit agieren, als sich andere Menschen auf die Suche nach dem Licht machen, das in ihnen selbst wohnt. Alle sollen und möchten es in sich selbst ENT-DECKEN und nie bei einem anderen stehen bleiben und ihn für DAS Licht und DIE Quelle halten.
Wie in der Grafik ersichtlich, wird das Licht am Tag 1 ausschließlich im Singular angegeben, und am 4. Tag sowohl im Singular als auch im Plural. Dieses Prinzip finden wir auch im NT wieder. Während die Schreibweise am Tag 1 immer identisch ist, ist sie am Tag 4 unterschiedlich. Das Unveränderliche im Verborgenen zeigt sich im Außen auf veränderliche Art und Weise.