Moses Reichtum

image_pdfPDFimage_printDrucken

Die ersten Tafeln des Bundes kamen von Gott selbst. Mose zertrümmerte sie, doch er bekam eine 2. Chance. Er soll nun selbst zwei neue Tafeln liefern, worauf Gott schreiben kann. Die neuen Tafeln musste er zunächst aus einem Stein hauen (Ex. 34:1). Die Aufgabe bestand also darin, aus einer Einheit eine Zweiheit hervorzubringen. Bei diesem Akt des Zerbrechens durfte Mose die dabei anfallenden Bruchstücke des Steines für sich behalten. 

Das Aushauen heißt passal (פסל), und die Bruchstücke psolet (פסלת). Dieses Zerbrochene ist Moses Reichtum. Paslanut (פסלנות), auch vom selben Verb kommend, öffnet das Verständnis für die Art des Reichtums. Es bedeutet „mit Geringschätzung behandeln und verachten“. 

Gott teilt sich um der Schöpfung willen selbst entzwei, doch der Mensch versteht es nicht und zertrümmert es weiter. Jetzt muss der Mensch den gleichen Weg gehen, seine vermeintliche Einheit, seine unumstößliche Sicht der Welt aufgeben und bekennen: Ich habe nicht nur eine Seite. Auf dieses Bekenntnis, dieses Material, schreibt Gott mit seinem Finger die gleichen Worte des Bundes noch einmal. Das Wort Gottes ist unveränderlich. Das, worin es graviert ist, das macht den Unterschied. Denn jetzt haben sämtliche Worte einen persönlichen Charakter. Sie sind in uns selbst eingraviert. Wer das erlebt, achtet auch das Geringe, genau wie Gott auch das Geringe achtet, weil das Geringe und Verachtete Zeuge eines solchen Prozesses der Teilung ist. Dazu heißt es: 

Der Ewige, gelobt sei Er, sagte zu ihm (Mose): „Bedaure die ersten Tafeln nicht, denn sie enthielten nur die 10 Worte. Aber auf den zweiten Tafeln, die ich dir gebe, werden Halachot, Midrasch und Aggadot sein.“ So ist es geschrieben: „Er wird dir die Geheimnisse der Weisheit enthüllen, denn Weisheit hat zwei Seiten“ (Hiob 11:6). (Shemot Rabbah 46)

Das Volk begehrte den Reichtum Ägyptens, den es auch erhalten hatte, doch wurde es dadurch eigenwillig. Mose bekam das Zerbrochene (psolet) und von da an wurde er auf eine Weise reich, die ihn immer näher zu Gott brachte. Auf dem Weg durch die Zeit wird das Heilige mit Geringschätzung behandelt. Wer selbst verachtet wird und trotzdem noch zu achten vermag, der ist wahrhaftig reich. (Spr. 10:22)