Es wird viel über den Tod des Mose erzählt. Viele Geschichten erzählen uns, wie schwer es ihm fiel, sich damit abzufinden, und wie er darum bettelte, in dem Zustand, in dem er war, nach Kanaan zu kommen. Doch es half nichts, obwohl alle Seiten an diesem Gespräch mit Gott teilnahmen.
Mose war von Abraham ausgehend, der die Verheißung bekommen hatte, dass die Unterdrückung in einem Land, worin sie Fremdlinge sein werden, ein Ende haben wird, die 7. Generation (1. Abraham, 2. Isaak, 3. Jakob, 4. Levi (Jakobs Sohn), 5. Kehat (Kohath) (Sohn Levis), 6. Amram (Sohn Kehats), 7. Mose (Sohn Amrams)).
Er ist der Führer durch diese 7. Welt, und alle Geschichten sind die Geschichten vom Sterben in dieser Welt. Das Gebiet, wo Mose begraben ist, gehört zu Gad, der in seinem Namen die Sieben hat (Gad, גד,3+4). Gad ist selbst der 7. Sohn Jakobs und er hat 7 Söhne. Mose führt durch die Wüste mit deren 42 Stationen, die die Einswerdung (Multiplikation) der 6 und der 7 zeigt (6 × 7). Diese Einswerdung ist die fortwährende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit (6) in unserer Gegenwart (7). Immer wieder zieht es den Menschen zurück nach Ägypten, denn er denkt dort die Antworten auf seine aktuellen Probleme zu finden. So sehr er sich jedoch zurücksehnt, er muss weiterziehen.
Wie bei Mose ist es auch unsere eigene Überzeugung, dass dieses Leben noch bestehen bleibt und man noch über den Jordan nach Kanaan gehen kann, und diese Überzeugung bleibt bis zum letzten Moment.
Wenn man dann schließlich erfährt, dass Mose selbst, der wirkliche Mensch, doch nicht in diesen Zustand übergehen kann, dann kommt der große Kampf, an dem alles, alle Erscheinungen und Welten teilnehmen. Hierbei kommt es zu einer immensen Konfrontation im Menschen selbst. Die Tragödie des Sterbens von Mose ist die Tragödie des Sterbens des Menschen.
Sein Grab befindet sich auf der Seite des Jordans, die man vor dessen Überquerung erreicht hatte, also noch in dieser Welt. Doch der genaue Ort des Grabes ist unbekannt. Sowohl der Körper als auch der ganze Mensch werden in dieser Welt unsichtbar und unauffindbar, obwohl feststeht, dass sie beide in dieser Welt sind.
Und so wie Mose auf dieser Seite des Jordans bis zum Ende der Tage bleibt, so bleibt auch ein Teil des Menschen hier, bis alles zu Ende ist. Es ist Gott selbst, der das Grab des Mose vorbereitet hat und es verborgen hält. Daher ist der Körper des Menschen hier tatsächlich nicht mehr zu sehen.
Joshua hingegen geht tatsächlich über den Jordan auf die andere Seite, nach Kanaan. Also überlebt jener Teil aus der Gesamtheit des Geschlechts der Midbar (Wüste), der Joshua ist, diese Welt. Es ist also nicht so, dass alles vom Menschen stirbt und hierbleibt, sondern es ist tatsächlich etwas, das auch hinübergeht, sogar etwas, das noch aus Mizrajim (Ägypten) kommt. Ein Teil des Menschen bleibt bei seinem Sterben hier und verschwindet, und was von der 50 ist (Joshua Ben Nun, Sohn der 50), geht weiter.
Das Sterben von Mose in der Midbar ist mit dem Schlagen des Felsens um des Wassers willen verbunden. Mose schlug den Felsen, brachte das Wasser mit Zwang hervor und machte damit die Zeit, wie sie war, zur Eins; und er machte sie damit konstant. Die Zeit muss doch bleiben, sie muss weiterfließen. Es ist ein menschlicher Wesenszug, sich an die Zeit zu klammern, sich in der Zeit zu verankern und sie als das Wichtigste überhaupt zu deklarieren. Für den Menschen ist das ein Muss.
Er kann in seiner menschlichen Eigenschaft einfach nicht anders. Und dieses Festhalten an der Zeit hat zur Folge, dass es für diesen Menschen unmöglich ist, den Übergang nach Kanaan, in die Welt der wirklichen Eins zu schaffen. Die Zeit loszulassen, sie abreißen zu lassen, ist genau das, was tragisch ist, was der Mensch nicht begreifen kann.