Pessach – Fest des Erinnerns

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Das hebräische Wort für Ostern / Passah ist pessach, 80-60-8. Es bedeutet in erster Linie „überspringen“, anders formuliert: der regelmäßige Lauf (Trott) wird übersprungen, es wird eine Ausnahme gemacht, die scheinbar „ewig“ geltenden Regeln werden außer Kraft gesetzt.
Bringt man die Konsonanten des Wortes pessach in eine andere Reihenfolge, erhält man sachaph, 60-8-80, „niederwerfen“. In Jer. 46:15 heißt es:


Warum sind deine Starken niedergeworfen? Keiner hielt stand, denn der HERR hat sie niedergestoßen.<

In diesem Kontext geht es um die Brechung der Macht der „Starken“ (hebr. abbir, 1-2-10-200, auch Aufseher, Stier, kommt von abar, 1-2-200, sich aufschwingen / fliegen), insbesondere der Beherrscher Mizrajims (Ägyptens), repräsentiert durch Pharao, der zwei Verse weiter in Jer. 46:17 erwähnt wird. Der Durchbruch in die Freiheit hat mit der Niederwerfung dessen zu tun, der gefangen hält. Der Unterdrücker wird selbst unterworfen. Pharao steht u.a. für den Menschen, der nichts mehr von seinem Ursprung weiß oder diesen verleugnet. Es zählt nur der Fortschritt und das Irdische ohne Rücksicht auf die wirklichen Bedürfnisse des Menschen. In einer pharaonischen Gesinnung ist man ein „Hirte der Schweine“, heißt es im Midrasch Sch’moth, und das erinnert direkt an den „verlorenen Sohn“, der genau dort (beim Hüten der Schweine) zur Einsicht kam, weil er nichts mehr zu essen fand (Luk. 15:15).

Die erste Speise, die dieser Sohn nach der Umkehr bekommt, ist ein gemästetes Kalb (Luk. 15,23). Sprachlich hängt der Pharao mit einer Kuh bzw. einem Stier zusammen (phar, 80-200), wovon das Kalb die Form ist, die am Anfang der Entwicklung dieser Tiere steht. Mit dem Schlachten des Kalbes wird ebenfalls die Durchbrechung eines scheinbar ewig währenden Kreislaufes ausgedrückt. Kalb und Kreis sind im schriftlichen Hebräisch identisch (egel und igul, 70-3-30). Der Athbaschwert des Kalbes ist die 227, die wir auch von secher, 7-20-200, kennen, dem Wort sowohl für „männlich“ als auch für „erinnern“ oder „gedenken“. Mit dem in sich Aufnehmen des Kalbes (essen) kommt demnach auch das Gedenken nach innen. Das Gedenken sättigt die Seele, lässt sie das Ewige schmecken. Das ist es, wessen der Mensch bedarf.
Pessach ist ein Fest des Erinnerns. „Solches tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Kor. 11:24). Dieses Erinnern darf nicht im Zeitlichen gefangen bleiben, indem man sich nur an eine Geschichte in der Zeit erinnert. Erinnern geht viel weiter. Im Griechischen ist das Wort für „Wahrheit“ (ἀλήθεια / aletheia) ein zusammengesetztes Wort und bedeutet wörtlich „aufhören zu vergessen“. Es ist die Verneinung des Vergessens. Die Erinnerung führt zur entscheidenden Frage: Woher? Die Antwort auf die Frage „woher komme ich?“ gibt darüber Auskunft, wohin ich gehöre. Und so wie normalerweise alle Menschen am besten ihre eigene Muttersprache sprechen, so erkennt man an unserer Sprache ebenfalls unsere Herkunft. Was spricht mich an? Was verstehe ich? Wer spricht meine Sprache? Verstehe ich nur zeitlich oder ist mir die Sprache des Hebräers vertrauter?
All das hat mit unserer Herkunft und unserer Heimat zu tun, wovon wir alle etwas in uns tragen, das (wieder) entdeckt werden will.