Ein Schüler fragte den Rabbi Schmelke: «Es ist uns gesagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wie kann ich das erfüllen, wenn mein Nächster mir Böses tut?» Der Rabbi antwortete: «Du musst das Wort recht verstehen: Liebe deinen Nächsten als etwas, was du selbst bist. Denn alle Seelen sind eine; jede ist ja ein Funken aus der Ur-Seele, und sie ist ganz in ihnen allen, wie deine Seele in allen Gliedern deines Leibes.
Es mag sich einmal ereignen, dass deine Hand sich versieht und dich selber schlägt; wirst du da einen Stock nehmen und deine eigene Hand züchtigen, weil sie keine Einsicht hatte, und deinen Schmerz noch mehren? So ist es, wenn dein Nächster, der eine Seele mit dir ist, dir aus mangelnder Einsicht Böses erweist; vergiltst du ihm, tust du dir selber weh.»
(Jüdische Erzählung)