Die einzige Möglichkeit, dem Innersten näherzukommen, liegt in einem „korban“, das man kirchensprachlich irgendwann begonnen hat mit „Opfer“ zu übersetzen. Das hebräische korban hat prinzipiell jedoch nur wenig mit dem zu tun, was viele unter einem Opfer verstehen, sondern stammt von kerev, 100+200+2, dem „sich Nähern“ und / oder „eine Beziehung eingehen“. Etwas zieht uns so stark, dass wir bereit sind, unseren Standpunkt aufzugeben. Die 302, die die Summe des Wortes bildet, findet sich auch in der Umkehr (schuv) und in der Ruhe des 7. Tages (schabbath). Das heißt, dass der Umkehrende ruhig wird, sich der Sturm im Inneren legt, und er erkennt, dass die Aufgabe des Standpunktes und evtl. der Dinge, die damit verbunden waren, in Wirklichkeit ein Gewinn war.
Solange ein Mensch über einen in Kauf genommenen Verlust trauert, ist es ein „Götzenopfer“ gewesen. Man gibt dann etwas nur widerwillig auf, entweder weil man direkt dazu gezwungen wurde oder weil „man“ das so macht. Das richtige „korban“ jedoch bewirkt eine Stärkung des inneren Menschen, geht mit Freude einher und ist befreiend wie das Abwerfen einer Last.
Manchmal verstehen wir etwas besser, wenn man auch die Gegenseite aufzeigt. Auffälligerweise schreibt sich das Wort für „entfernen“ (rachek, 200+8+100) auch mit der koph (100) und der resch (200), doch statt der beth (2) finden wir eine cheth (8) als drittes Zeichen. Die beiden Zeichen, die den Unterschied zwischen „sich nähern“ und „sich entfernen“ ausmachen, bilden genau dasselbe Verhältnis zueinander wie der Baum des Lebens (233) zum Baum des Wissens (932), nämlich 1:4.
Stellen wir die Zeichen bei kerev in eine andere Reihenfolge, ergibt sich das Wort bokér, 2+100+200, das ist der Morgen. Das erste Mal wird der Morgen in der Bibel am Tag EINS (jom echad) genannt (nicht erster Tag!), und es ist das 50. Wort. Hier zeichnet sich ein ganz klarer Charakter ab, der mit dem Näherkommen an sich zusammenhängt: Es wird zum ersten Mal nach einer erlebten Nacht hell im Leben, es wird Tag, es ist der Moment „50“, der immer mit der Befreiung aus der Zeit und mit der Salbung zu tun hat. Es ist der Weg aus der Dunkelheit in das Licht, zur EINS.
