Ungünstiges Horoskop? Na und!

image_pdfPDFimage_printDrucken

Der Name Israel ist der neue Name, den der Zwilling Jakob bekommt, nachdem er erfolgreich gekämpft hatte. Diese Auseinandersetzung kommt zustande, weil Jakob auch die kleinen Dinge des Lebens wichtig waren, nicht im Sinne einer Pedanterie, sondern in Bezug auf eine Schlüsselrolle, die kleine Dinge manchmal haben. Ein Schlüssel selbst ist im Verhältnis zu dem, was er aufschließt meist auch klein und von geringem Wert, dennoch hat er oft eine so zentrale Rolle bspw. zum Öffnen einer Tür. Auch im Bereich der Kriminologie spielen manchmal kleinste Spuren bis hinein in die Mikrobiologie die entscheidende Rolle zur Ergreifung eines Täters. Aufmerksame Menschen lesen aus Details im Verhalten eines Menschen viel über dessen Charakter. Ebenso sind kleinste Zeichen oder deren Abweichungen in der Bibel ausschlaggebend für den Sinn einer Aussage.
Diese Liebe zum Detail ist typisch für eine wache Seele, die darin das Licht aus der ewigen Welt hindurchscheinen sieht. Auch dafür steht der Name Israel, denn Israel wird auch als Ausdruck der Seele bei jedem Menschen verstanden – gegenüber stehen „die Völker“, das ist die Vielheit, die Masse, wozu auch unser Körper mit seinen nahezu unzähligen Zellen zählt. Ein Wort für Volk lautet im Hebräischen goj, 3+6+10, als gwi ausgesprochen ist es der Körper und als gwijah, 3+6+10+5, bezeichnet man den leblosen Körper. Unser Körper hängt mit dem Körperlichen der gesamten Schöpfung zusammen, die Seele im weiteren Sinne jedoch nicht. Von dieser „Israel-Seite“ soll der Mensch darauf vertrauen, dass fest beschlossene Ereignisse geändert oder gar aufgehoben werden können.

F. Weinreb erzählt in einem Vortrag hierzu:

Für Israel gelten die Sterne nicht. Und denken wir daran: Israel kann in einem jeden Menschen sein. Daher ist jeder Mensch, in dem Israel lebt, frei von der Herrschaft dieser 12. Wir haben bei anderer Gelegenheit schon erwähnt, wie der Pharao Moses unter Hinweis auf das ungünstige Horoskop vom Auszug zurückzuhalten suchte, Moses sich aber – wie sich dann zeigt, zu Recht – nicht darum kümmert. Hier durchbricht Israel zum ersten Mal das Gesetz dieser Welt, und es gelingt, weil es ein jenseits liegendes Ziel hat, für das ganz andere Gesetze gelten. Das ist entscheidend. Ohne das Vorhandensein eines solchen Zieles außerhalb ist ein Durchbruch unmöglich.
Die Überlieferung weiß das in der bekannten Geschichte von Akiba und seiner Tochter ganz plastisch darzustellen:

Dem Akiba war von seinem chaldäischen Freunde aufgrund eines Horoskops vorhergesagt worden, dass seine Tochter am Tage der Hochzeit an einem Schlangenbiss sterben werde. Akiba, der deshalb seine Tochter nicht unverheiratet lassen will, lässt von seinen Dienern das ganze Haus, in dem die Hochzeit stattfinden soll, aufs peinlichste nach Schlangen absuchen. Nachdem das geschehen ist, lädt er zum Feste ein, und der Tag geht vorüber, ohne dass das befürchtete Ereignis eingetreten wäre. Akibas Freund ist das natürlich bei aller Mitfreude unangenehm, und auf seine Bitte hin findet eine genaue Rekonstruktion aller Vorgänge des Tages statt. Dabei stellt sich Folgendes heraus:
Akibas Tochter hat sich einmal vom Hochzeitsmahl erhoben, um einen Bettler zu bedienen, um den sich niemand gekümmert hatte. Orientalischer Sitte gemäß war sie ihm dabei behilflich, seinen Mantel abzulegen und aufzuhängen. Zu diesem Zweck nahm sie ein pfeilartiges Holz, um es nach dem Brauch in die Wand zu stecken und als Haken zu benutzen. Als man Nachschau hielt, sah man nun zum allgemeinen Erstaunen, dass sie dabei eine Schlange durchstochen hatte, die gerade dabei gewesen war, sich herabzulassen und ihr Mordwerk zu vollführen. Diese Schlange war von Anbeginn der Welt an dazu ausersehen, aber weil Akibas Tochter etwas tat, was außerhalb des Bereichs irdischer Gesetze lag – keiner käme auf die Idee, dass eine Braut an ihrem Ehrentage aufstehen und einen Bettler bedienen könnte, zumal es ja genügend Diener gab – und was gut war, darum konnte die Schlange ihr Werk nicht tun.

Weinreb, Die Symbolik der Bibelsprache