Von der Unmöglichkeit, sich hier auszudrücken

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Friedrich Weinreb in Die bewahrte Stimme

Man denkt immer, dass Sprechen eine bewusste, gezielte Tat ist, man handelt beim Sprechen mit der Stimme wie die Gewalt des Sturmes, des Geistes, der Durchbruch will. Man konstruiert das Sprechen, man baut die Rede auf. Das aber ist es nicht. Diese Welt, wo die Liebe in Gott auf dem Thron sitzt, findet hier kaum Ausdruck. Es ist alles verborgen. Große Worte tönen unecht, tönen gezwungen, forciert. Liebe ist still, ist wie ein Säuseln.
Diese Welt schweigt, trotz allem Lärm. Das Entscheidende ist die Stille in der Stimme. Das Entscheidende ist diese zarte, diese sehr empfindliche Stille, diese Sanftmut in der Stimme. Denn man weiß, es ist eigentlich Gottes Stimme. Gott spricht, und die Welt ist. Trotz allem Geräusch kann keine Pflanze uns sagen, wie es ihr ist, kann kein Tier uns erzählen, was es erlebt, was es erwartet. Und kein Mensch kann sich äußern, »wie es ihm hier ist«. Er weiß es selbst kaum, er weiß nur, dass er es nicht sagen kann.