Wenn die Seele streikt

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im Deutschen ist die Seele etym. die zum See Gehörende. Eine eigenartige Beschreibung dessen, was mit unserem Inneren zusammenhängt. Im Port. heißt die Seele alma und wird als der Teil der Psyche verstanden, der mit dem Unbewussten in Beziehung steht. Psyche wiederum ist griechisch und bedeutet in dieser Sprache sowohl Seele als auch Schmetterling. Ein Tier, das eine Metamorphose durchläuft und sich am Ende völlig anders zeigt als es zu Beginn im Stadium der Raupe erahnen lässt. In der Ursprache Hebräisch ist der Schmetterling der pharphar, der nur 1x in der Bibel vorkommt, in den Übersetzungen aber nur als Eigennamen für einen Fluss verwendet wird (2. Könige 5,12).
Auch im alten Wissen ist die Seele im Wort nicht eindeutig bestimmbar.

Dort werden die Begriffe jechida (Einheit), chaja (leben), ruach (Geist / Richtung), nephesch (dem Irdischen zugewandte Seele) und neschama (göttliche Seele aber auch Odem / Atem) mit ihr assoziiert. Etwa 150x wird in der gesamten Bibel von “meiner Seele” gesprochen, doch was ich “mein” nenne bin ich nicht. Es gehört zu mir, ist aber weder das Selbst noch die Identität des Menschen. Das hebräische Wort für Seele, das zugleich auch mit dem Blut in Verbindung gebracht wird, ist nephesch. Wir finden es zum ersten Mal hier:

Und Gott sprach: Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen (nephesch; Einzahl!), (…)

1. Mose 1,20a

Man höre und staune: Der dt. Begriff Seele, der die zum See Gehörende bedeutet, hängt sehr eng mit dem ersten Vorkommen in der Bibel zusammen! Wir finden zu Beginn die nephesch tatsächlich im Wasser, so wie sich auch unsere Seele im Fruchtwasser wiederfand, als unsere Reise hier auf Erden begann.
Wenn wir vom Menschen sprechen, klingt im Deutschen der Mann hindurch, denn von diesem Wort stammt Mensch. Human heißt er im Englischen und hier finden wir über das Lateinische sowohl die Verbindung zum Humor, der als heitere Gelassenheit gegenüber den Widrigkeiten des Lebens beschrieben wird, als auch zur Feuchtigkeit, die das Leben erst ermöglicht, denn der Körper des Menschen besteht bekanntlich zu etwa 2/3 aus Wasser.

Die Erschöpfung der Seele ist zugleich die Lebens-Müdigkeit. Man trocknet innerlich aus, weil der Seele keine Zeit (Wasser) mehr gewidmet wird.

Wie kühles Wasser für eine dürstende Seele, so ist eine gute Botschaft aus fernem Land.

Sprüche 25,25

Dürstend in diesem Bibelvers ist hebr. ajeph, das in erster Linie erschöpft und müde bedeutet. Erschöpft meint ausgeschöpft, leer, trocken. Aus dem Brunnen, hebr. be’er, 2-1-200, wird eine trockene Grube, bor, 2-200. Die Worte erzählen, dass die “1” aus dem Zentrum entfernt wird. Die Seele wird in der Außenwelt gezwungen nach System zu funktionieren, sowie Israel (das auch als Seele gesehen wird) in Ägypten zu Arbeiten gezwungen wird, die mit seiner Berufung nichts zu tun haben.
Am Ende einer Entwicklung tritt ein weiteres Phänomen zutage: Die Explosion in die Vielheit, die mit den forcierenden Kräften der Entwicklung zusammenhängen, den Dämonen. Ihr Einfluss zeigt sich am stärksten, wenn etwas kurz vor einem Umbruch steht, und das ist stets bei einem 10. Geschlecht in der Bibel der Fall. Noah gehört dem 10. Geschlecht an und weitere 10 Geschlechter begegnen wir Abram, der zu Abraham wird. Doch darf man auch hier nicht in eine Schwarz-Weiß-Malerei verfallen, denn alles hat seinen Sinn.

So heißt es auch, die Freude und Ausgelassenheit, zu der dieses 10. Geschlecht neige, sei deshalb gut, weil ein freudloses Geschlecht den Messias nicht einmal erkennen könnte.
Der sauertöpfische Mensch sieht den Erlöser gar nicht.

Weinreb, Die Symbolik der Bibelsprache

Weitere Merkmale des 10. Geschlechts sind

  • Hohn und Spott dem Heiligen gegenüber
  • Die Degradierung des Menschen zum Tier
  • Beschränkung der Nahrung auf Pflanzen
  • Explosion des Wissens
  • Aufgehende Schere zw. arm und reich
  • Verachtung, Missbrauch und Tötung von Kindern
  • Rausch, Sucht, Drogen, Stimulanzien
  • Entkleidung, Verlust der Scham
  • Zunehmende Kontrolle aller Lebensbereiche
  • Leistungsdruck und Perfektionismus
  • Passives Zuschauen statt aktives Handeln
  • Missachtung der Individualität des Menschen

Weil die “10” auch als Geburt verstanden wird, kann man an dieser ebenfalls ähnliche Merkmale erkennen. Es kommt etwas Neues und um dessentwillen geschehen die Wehen, die man im Portug. dores de parto, also Schmerzen der Trennung nennt. Wichtiges kommt nicht leicht. Darum ist hernach die Freude umso größer.