Friedrich Weinreb in Kabbala als Lebensgefühl
Mit den Zahlen zu spielen, ist schon seit je her in der Kabbala verboten. Wenn du das tust, heißt es, kommt dir Unheil, du gerätst in einen Wahn, wirst von Dämonen besessen. Wenn dir eine Zahl nicht erzählt, dann schweige und warte, bis sie dir erzählt, sehne dich danach.
Es gibt in der Kabbala auch eine Astrologie, aber sie ist von oben her, vom Himmel, nicht von hier, irdisch. Ihr Ausgangspunkt ist das Ewige, denn, wie es heißt, das Reich der Erde kann nur vom Reich des Himmels her sein. Wenn Sie diese Astrologie, die natürlich vieles mit der weltlichen Astrologie gemeinsam hat, kennenlernen wollen, dann können Sie in dem Buch >Die Astrologie in der jüdischen Mystik< nachlesen, was ich davon in mehreren Vorträgen erzählt habe. Ich möchte noch einmal betonen, dass man sich von Zauberei, Beschwörungen und jeder Art von Magie fernhalten soll. Im 5. Buch Mose wird einige Male gesagt, dass man dies nicht tun soll. Selbst wenn du hier für kurze Zeit einen Vorteil davon hast, so verlierst du die Ewigkeit. Kabbala möchte uns ewig machen. Als Menschen sind wir göttliche Wesen. Das Bild des Menschen wird in der Kabbala als Angesicht gesehen, das selig lächelt, Tränen in den Augen; beides in einem. Tränen der Rührung, des Leids, der Freude – man weiß es nicht. Es geht bei uns um das ewige Leben. Wenn nur irdisches Leben, dann müssen wir es hier so lang es geht genießen. Wie man manchmal hört, dass Leute, denen der Arzt gesagt hat, sie hätten nur noch ein halbes Jahr zu leben, schnell noch eine Weltreise machen, um die Welt zu sehen. Aber die Welt, heißt es, siehst du gerade erst beim Tod, viel klarer, als du sie hier je sehen könntest, denn du bist ewig da, wie es das Bild des Schneckenhauses, der Spirale, deutlich macht.
Man hört manchmal, dass Kabbalisten Leute sind, die auf magische Weise ins Weltgeschehen eingreifen können. Das Buch >Gog und Magog< von Martin Buber handelt von zwei chassidischen Rebbes im alten Russland, die sich zur Zeit Napoleons die Frage stellen, ob man gegen diesen Eroberer etwas unternehmen soll, in die Geschichte eingreifen soll oder nicht. Man spürt, dass mit Napoleon eine neue Zeit kommt, und fragt sich, ob man das alte Russland weitergehen lassen soll. Wir könnten es beschwören, wir könnten die Zeit mit kabbalistischen Verfahren zwingen. Das darf nicht sein, sagt der eine, aber es wäre wichtig für die Welt, der andere. Lass die Welt in Gottes Hand, tue nichts! Gott weiß schon.